Seite:Badisches Sagenbuch II 193.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

3. Zur Winterszeit kam einst ein Bauer aus Ebersteinburg an drei von einander entfernten Tagen auf das alte Schloß, wo er stets im Hauptgang einen alten Mann mit weißem Barte sitzen fand, welcher Brodstücklein verlas. Jedesmal bat er den Bauern, ihm in den Keller zu folgen, was derselbe die beiden ersten Male zwar that, allein, kaum hineingekommen, aus Furcht wieder davon sprang, das dritte Mal aber sich gar nicht mehr hinein wagte, worauf ein so fürchterliches Gekrach entstand, daß er über Hals und Kopf davon rannte.

4. Eine Kräuterfrau von Baden sah eines Mittags um zwölf Uhr auf den Felsen hinter dem Schlosse ein weißes Frauenbild mit einem Gebund Schlüssel sitzen, welches ihr winkte, zu ihr herauf zu kommen. Erschrocken lief die Frau hinunter in die Stadt und erzählte was sie geschen, worauf sogleich mehrere Leute sich hinauf machten, aber die Gestalt nicht mehr antrafen.

5. In der Nacht vom Fastnachtdienstag auf Aschermittwoch sahen einst einige Bewohner der Dolle die Burg ganz in Feuer stehen, von welchem aber Morgens darauf, als sie nachforschten, keine Spur zu entdecken war.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für die Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1839. S. 174 u. ff.)


Silbergrube.

Diesen Namen führt eine Stelle am südwestlichen Hange des Berges, auf welchem die Ruinen des alten Schlosses liegen. Früher ging der Weg zur Burg dort vorüber.

Einst soll hier auf Silber gebaut worden seyn und der Stollen bisweilen reiche Ausbeute gegeben, bisweilen aber auch lange gar kein Erz zu Tage gefördert haben, weßhalb der Herr der Grube die Arbeiter hart anließ. Als sie nun wieder einmal eine reiche Silberader erschürft hatten, legte der Steiger einige schwere Stücke bei Seite, in der wohlmeinenden Absicht, den Herrn damit zu einer Zeit zufrieden zu stellen, wo die Grube nicht so ergiebig seyn würde. Aber einige übelwollende Arbeiter hatten es gesehen und verklagten ihn, als seyen die reichen Erzstufen aus dem Stollen von ihm entwendet und unterschlagen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)