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Ueber den Gefangnen schwanken

Blanke Flinten durch die Nacht.

Wie die Lilienhäupter schauen
Nach des jungen Tages Stern,
Blühn des Harems schönste Frauen

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Knieend um den neuen Herrn;

Harren, wer ihn soll umschlingen
In des Lagers weicher Ruh;
Pfeifen und Trompeten klingen
Ihm den Marsch des Sieges zu.

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Was die Wunderblumen bieten,

Fesselt nicht den den edlen Sinn;
Schmachtend nach der Ferne Blüthen
Träumt sich seine Seele bin:
Seines Knaben blonde Locken,

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Seines Weibes treue Brust

Möcht’ er fassen mit Frohlocken
In des Wiedersehens Lust.

Und der Sultan bietet Frieden.
Von dem mondelangen Strauß

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Hat der Sieger sich geschieden,

Kehrt zu seiner Väter Haus.
Staunend hält er auf der Brücke
Seiner Stadt mit seiner Schaar,
Nimmer stellt sich ihrem Blicke

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Seiner Väter Wohnung dar.


Wie des Ruhmes Tempel breitet
Sich umher ein hohes Schloß;
Seine Priesterin, sie schreitet
Liebend auf den Helden los,

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Krönt ihn mit dem Siegerkranze,

Sinkt ihm fröhlich in den Arm,
Bei der Schlachttrophäen Glanze
In des Volkes Jubelschwarm.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_191.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)