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Mauern, woran die schrecklichen Folterwerkzeuge befestigt, oder die Verbrecher gefesselt wurden. Aus dieser Kammer tritt man in einen kleinen Gang mit unterhöhltem, hölzernen Boden. Hier befand sich einst eine Fallthür, durch die man zu dem vielberufenen Jungfernkuß gelangte. Unter dieser Thür war nämlich, der Volkssage nach, in der Tiefe ein eisernes Frauenbild und an dessen Leib und Armen Stacheln, Messer, Dolche und andere Mordinstrumente, angebracht; durch einen künstlichen Mechanismus konnte das Bild seine Arme schließen und gegen die Brust drücken, wenn es berührt ward. Betrat nun der Verurtheilte die verhängnißvolle Thüre, so sank er plötzlich hinab in die Tiefe und in die schaudervolle Umarmung der eisernen Jungfrau, die mächtig ihn an ihr Herz preßte, bis er unter qualvoller Marter verblutet hatte. Vor etwa dreißig Jahren fiel das vorwitzige Schooshündchen einer Dame, die das Gewölbe besah, in dieses Verlies. Das Thierchen wurde wieder heraufgeholt, und bei dieser Gelegenheit entdeckte man noch Reste von Gewändern, Messern und einem Rade. Die Oeffnung wurde hierauf zugeworfen.

(Siehe „Sagen aus Baden und Umgegend.“ Karlsruhe, 1834.)


Christoph von Baden.


Zu Baden auf dem Schlosse einst Markgraf Christoph saß,
Und Kurt, sein Kampfgenosse, beim hochgefüllten Glas,
Das ließen sie wacker kreisen
Und sangen gar muntere Weisen.

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Von guten alten Tagen erzählten sie mancherlei,

Von Ritterspiel und Jagen und Kämpfen kühn und frei;
Da störet ein fernes Schallen
Die Zecher in den Hallen.

Trommetenschall erklinget und muthiger Rosse Huf,

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Und durch die Lüfte dringet des treuen Wächters Ruf.

Das ist ein liebliches Tönen
Des Krieges tapferen Söhnen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)