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     Ließ schwingen zur Frohn

     Die Geißel mit Hohn
Aufs Volk, ach! mit Bürden beladen.

Der Herrschaft Zügel hielt sie straff
In frevler Willkür Launen;

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Mit ihr zu Rathe saß der Pfaff,

Ihr Unrecht zuzuraunen.
     Wie wetternder Strahl,
     So schmettern ins Thal
Befehle zu Bangen und Staunen.

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Wer gab hier Trost dem armen Mann,

Wo fanden Schutz Bedrängte?
Der Büttel nur auf Qualen sann,
Der in den Block sie zwängte.
     Recht fordert der Knecht?

20
     Kaum Gnade für Recht

Vergönnt sie, fürs schmählich gekränkte.

Ihr Herz, so liebeleer und kalt,
Wenn Schmerzensthränen flossen,
Der Mutterliebe Allgewalt

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Nur blieb es nicht verschlossen;

     Ihr einziges Kind
     Nur liebte sie blind,
Den blühenden, fürstlichen Sprossen

Einstmal, im Abendsonnenglanz

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Sich wieder frisch zu laben,

Der Warte höchsten Zinnenkranz
Erstieg sie mit dem Knaben.
     Sie zeigt ihm das Land
     Im Segensgewand

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Voll prangender, köstlicher Gaben.


„Mein Kind, mein adlig Fleisch und Blut,
Herr du von Gottes Gnaden!
In dessen Händen einstens ruht

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)