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Das alte Schloß zu Baden.

Oft, wenn im wunderbaren Schimmer
Des Schlosses Trümmer vor mir stehn
Im Sonnenschein, glaub’ ich noch immer
In seiner Jugend es zu sehn.

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Mit seinen Mauern, seinen Zinnen,

Fern leuchtend in das freie Thal;
Der Helden starke Kraft von innen
Sich labend bei dem Rittermahl.

Dann klingts um mich wie ferne Stimmen,

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Ich fühl’ ein geisterhaftes Wehn,

Fort treibt es mich hinanzuklimmen
Einsam zu jenen Felsenhöhn.

Doch oben Alles ganz zerfallen,
Der Epheu schlingt sich um den Stein,

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Und in den offnen Fürstenhallen

Spielt Waldesgrün mit Sonnenschein.

Das nehm’ ich an zum guten Zeichen,
Zum Trost in dieser Gegenwart,
Daß auf den Trümmern, auf den Leichen

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Sich Himmel noch und Erde paart.


Ein beßres Haus soll sich erheben,
Gebaut auf alten, festen Grund,
Und frische Liebe, frisches Leben
Gedeihn im freien teutschen Bund!

Max v. Schenkendorf.
(1814.) 


Die graue Frau von Hohenbaden.

Habt ihr gehört von der grauen Frau
Im Bergschloß Hohenbaden?
Bethört von finstrer Macht, dem Gau
War sie zu Schreck und Schaden;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)