Oft, wenn im wunderbaren Schimmer
Des Schlosses Trümmer vor mir stehn
Im Sonnenschein, glaub’ ich noch immer
In seiner Jugend es zu sehn.
Fern leuchtend in das freie Thal;
Der Helden starke Kraft von innen
Sich labend bei dem Rittermahl.
Dann klingts um mich wie ferne Stimmen,
Fort treibt es mich hinanzuklimmen
Einsam zu jenen Felsenhöhn.
Doch oben Alles ganz zerfallen,
Der Epheu schlingt sich um den Stein,
Spielt Waldesgrün mit Sonnenschein.
Das nehm’ ich an zum guten Zeichen,
Zum Trost in dieser Gegenwart,
Daß auf den Trümmern, auf den Leichen
Ein beßres Haus soll sich erheben,
Gebaut auf alten, festen Grund,
Und frische Liebe, frisches Leben
Gedeihn im freien teutschen Bund!
Habt ihr gehört von der grauen Frau
Im Bergschloß Hohenbaden?
Bethört von finstrer Macht, dem Gau
War sie zu Schreck und Schaden;
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)