Seite:Badisches Sagenbuch II 175.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Feuer brennt auf seinem Herde,
Er schafft das Schwert zur Pflugschar um,

55
Denn mit dem Himmel wird die Erde

Zugleich sein schönes Heiligthum.

Jetzt bauen am Genesungsquelle
Die Jünger Ratfried’s einen Dom,
Und fromme Klausner ihre Zelle

60
Im Bührenthal, am wilden Strom;[1]

Es thürmen sich auf Felsenhöhen
Die Ritterburgen stolz und kühn,
Noch kann man ihre Trümmer sehen
Bedeckt mit Moos und Waldesgrün.

65
Ach! wie in dunkeln Traumgesichten,

Blickt die Vergangenheit mich an;
Die Zeit will freventlich zernichten,
Was sie nicht trotzig meistern kann.
Von fremder Sitte ward verdrungen

70
Die fromme Scheu, die strenge Zucht,

Kein fremdes Schwert hat uns bezwungen,
Doch Ueppigkeit, von Gott verflucht.

Vergiftet hat sie selbst die Schale,
Aus der dem Kranken Heilung floß;

75
Ha, siehe! wo beim Friedensmahle

Des Himmels Frieden sich ergoß:
Da walten jetzt der Hölle Schauer,
Da steht des Goldes Trugaltar,
Und Engel wenden sich mit Trauer

80
Vom Ort, der einst so heilig war.[2]


Wie frech jedoch sie sich erheben,
Die Mächte aus des Orkus Schoos,
Sie reißen nimmermehr das Leben
Von seiner starken Wurzel los.


  1. Die Einsiedelei und Kapelle zu St. Wolfgang. Beide wurden 1816 abgetragen.
  2. Die ehemalige Lyceumskirche wurde[WS 1] abgetragen bis auf den Chor, wo dann die erste Spielbank hinkam.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wunde
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_175.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)