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Dann wirft er sich aufs Lager nieder,
Ihm ist gar seltsamlich zu Muth;

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Doch bald umstrickt der Schlaf die Glieder,

Beschwichtigend sein wildes Blut.

Und als ihn nun das rege Leben
Des Forstes weckt im Morgenschein,
Sieht er mit Grauen sich umgeben

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Von wildbewachsenem Gestein.


Die altersgrauen Warten liegen
Zerfallen da, in Schutt und Graus,
In des Gemäuers Ritzen fliegen
Die Weih’n und Sperber ein und aus.

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Er sieht ein Grab, tief eingesunken,

Aus dem herauf der Moder weht,
Es hausen Molche drin und Unken
Und auf dem Stein des Grabes steht:

„Hier ruht Garlindens Leib; gesprochen

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Hat sie ein Wort in schnödem Trug;

Das Wort, es hat ein Herz gebrochen,
Wie keins so treu auf Erden schlug.

„Die Todten wollen sie nicht dulden,
Darum sie auch nicht rasten mag:

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Umirrend büßt für ihr Verschulden

Sie bis zum großen Sühnungstag.“

Aloys Schreiber.


12) Der nächtliche Tanz.

Es irret ein Waidmann, keck und jung,
In des Bergwalds schaurigen Gängen,
Er ruft die Gefährten vom Felsensprung
Mit des Hornes schmetternden Klängen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)