als er aber kaum die Rinde berührte, fiel der Theil derselben ab, welcher die Blende überwachsen und verborgen hatte, und das Muttergottesbild lächelte ihm daraus entgegen. Die Wundermäre verbreitete sich rasch in der ganzen Umgegend und alles Volk strömte herbei, das Wunder zu sehen und dem Bilde seine Gebete darzubringen. Die Edlen von Windeck erbauten auf diesen Anlaß hin neben der Linde eine Kapelle, in welcher das Bild aufgestellt wurde.
Still ist’s schon im Waldesraume,
Vöglein alle flogen ein;
Bei der Heerd, am Wiesensaume
Steht ein Knabe noch allein;
Daß sich sammelt Groß und Klein –
Sieh, da bricht, goldrosengluthig,
Aus der Höh’ ein Wunderschein!
Lichte Sterne sich gestalten
Ihn ergreift des Himmels Walten,
Und in Andacht sinkt er ganz.
Süße Töne niederschwimmen,
Wie von sel’ger Engel Mund,
Ihm ein nahes Wunder kund.
Auf springt klingend schon die Rinde
Von dem alten Lindenbaum,
Und vor dem entzückten Kinde
Mit dem Knäblein in den Armen
Steht die Himmelskönigin,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)