Bald lag sie gefesselt zu Bühl in dem Thurm.
Sie trug es geduldig und betete fromm:
„Maria, du himmlische Helferin, komm!“
Und als man sie schleppte ins Foltergemach,
„Erkennt nun, ihr, die von Unschuld logt,
Sie hat es mit Beelzebub!“ – brüllte der Vogt.
„Unselige Dirne, so trifft dich der Tod!“ –
Schon steht sie am Pfahle, von Flammen umloht.
„Maria, du himmlische Helferin, komm!“
Da weinen die Engel; vom Regen erfrischt,
Erholt sich das Mägdlein, das Feuer erlischt.
Im Volk nun erhebt sich ein Jubelgeschrei:
Verderben dem Lügner!“ – sie führen im Sturm
Das Mägdlein zur Freiheit, den Vogt in den Thurm.
Dort hat er, entlarvt, zum Bekenntniß gedrängt,
Den Henker noch trügend, sich selber erhängt.
In Bühl hatte einst eine Narrenzunft ihren Sitz und ihre besondern Gesetze und Einrichtungen. Die Mitglieder versammelten sich zu gewissen Zeiten und schrieben in ein großes Buch, welches sie zu diesem Zwecke hielten, einen Jeden ein, von dem sie erfuhren, daß er irgend einen lächerlichen oder recht thörichten Streich begangen habe. In dem Buche steht eine Unzahl lustiger Verslein, Sprüche und Geschichten, z. B.
„Wer für Gold nimmt, was nur blendt’,
Wer löscht, wo es nicht brennt,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)