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vor der Trauung an den See und luden sie ein mit dem lauten Ruf: „Ich habe Hochzeit, kommt zum Tanze!“ Wollte nun eine Nonne der Einladung folgen, so merkte man es an einem Geplätscher im Wasser. Das Brautpaar mußte aber jeder Nonne, wenn sie beim Fest erschien, feierlich versprechen, ihr es sogleich zu sagen, wenn die Glocke Nachts zwölf schlug. Sie segnete dann das Brautpaar ein, ließ sich von ihm bis an die Hausthüre begleiten, von den Leutchen die Hand zum Abschied küssen und verschwand dann auf der Stelle.

Diese Nonnen hatten eine eigene, sittsame Art zu tanzen; nicht so wild und roh, wie jetzt die Leute zu thun pflegen, sondern sie schwebten nur in zierlichen Kreisen und mit leisen Schritten über den Tanzboden hin.

Einmal geschah es, daß ein Brautpaar die Mitternachtstunde vergaß, und als die Nonne fragte, welche Zeit es sey, da war es schon Ein Uhr. Da sank sie mit einem Schrei zusammen und bat den Bräutigam, sie nach ihrem Wohnsitz zu begleiten. Als sie an den See kamen, blieb der junge Mann stehen, denn sie hatte ihm ihr Schicksal vorausgesagt und ihn gebeten, daß er es mit ansehen solle. „Der Mond scheint hell;“ – sagte sie – „wird der See weiß wie Milch, wenn ich in die Fluth hinabsinke, so ist es ein gutes Zeichen; wird er aber roth wie Blut, so ist es um mich geschehen!“ – Sie sprang hinein in das Wasser, aber sogleich schoß ihr Blut heraus und färbte die ganze Fläche dunkelroth. Der Bräutigam ging traurig nach Forbach heim und seitdem singen die Nonnen nicht mehr am See, wo sie sonst im Frühjahr an der Sonne sich wärmten.

(Aus den in Mone’s „Anzeiger“ etc. Jahrg. 1834 auszugsweise mitgetheilten Sagen aus der handschriftlichen Sammlung des Oberst Medicus.)


Der Nixe Wechselbalg.

Im Hutzebacher See wohnte vor Zeiten ein böses Weib, die besonders den Buben gefährlich war; wagte sich einer in die Nähe, so ward er von ihr aufgepackt, zum See getragen und lebendig aufgefressen. Doch sind jetzt die Knaben von der

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)