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„O mi Meister! o weh, o weh!
Jez mueß i go vu Afang
Wieder diene, tusig Johr lang.
O mi Meister! o weh, o weh!

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O, er henn mer nit solle ge!“ –


Un jez macht es si uffe Weg,
Blibe darf es nimmemeh.
Sither sellem isch’s verschwunde,
Doch in mitternächt’ge Stunde

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Irrt a Liechtli als am See,

Un das sifzget: o weh, o weh!

J. F. Dorn.
(Aus Pfarrer L. F. Dorn’s „Alemania,“ Lörrach, 1843.)


Der Nonnensee.

Einige Stunden hinter der Herrenwiese befindet sich der Nonnensee, der auch manchmal mit dem Mummelsee verwechselt wird. Zu beiden Seiten erheben sich der Schwarzkopf und der Seekopf, auf deren Kuppen einst die Schwarzburg und die Seeburg standen. Auf der Seeburg lebten zwölf Brüder, die sich vom Raube nährten, mit ihrer einzigen, aber wunderschönen Schwester; auf der Schwarzburg aber wohnten zwölf Schwestern, eine reizender als die andere, mit einem einzigen, aber heldenkühnen Bruder.

Die Seeburger Zwölfe brüteten schon längst über dem Plane, das Schwestern-Dutzend aus der Schwarzburg zu entführen; der Ritter von der Schwarzburg hingegen beredete die Seeburger Jungfrau, deren Brüder ihm sie nicht zur Gattin verwilligen wollten, zur Flucht, und die Stunde ward festgesetzt, wo er sie heimlich abholen sollte. Da beide Theile dieselbe Nacht zur Ausführung ihrer Anschläge gewählt hatten, stießen sie mitten auf dem Wege, der ins Murgthal führt, aufeinander. Verzweifelt war der Widerstand, welchen der Ritter von Schwarzburg leistete, aber er wurde von der Menge seiner Gegner überwältigt, gefesselt und nebst der Geliebten und seinen

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)