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schwarze Wolk ufg’stiege. Emol loßt si mi Mümmele zwei Tag mit keim Au mer sehne, und do isch’s em Hirte winne und weh worre; denn mit der Lieb isch’s, wie mit em Heimweh; mer kann debei nit ruege noch raste, un mer sot glaube, böse Lüt hätte’s eim angetun. Z’letscht kann’s der Hirt nimme ushalte, un lauft an de See: do guke en d’Seerösle an, as wenn se Mitlid mit em hätte; er merkt’s aber nit, un rieft d’Jungfrau bim Name. Uf eimol wurd’s Wasser unruebig[1], un us em See kummt e Zeterg’schrei, un er färbt si mit Bluet. De Hirte wandelt e Grusen an – er lauft in d’ Berri[2] ni, wie wenn en e Geischt[3] jage thät, un vun der Zit an het me niks meh vun em g’sehne no g’hört.

Aloys Schreiber.


Der Wildsee.

In seinen Tiefen hausen ebenfalls schlimme Geister; diese aber sind bei Tag als schwarze Fische zu sehen. Oft auch läßt sich in seinem Grunde ein Spielmann lustig musicirend hören, worauf sich dann immer irgend ein Unglück in der Gegend ereignet.

Auch geht die Sage: es sey einstmals ein fremder Herr in prächtigem Kleide zu Pferd auf dem Moos erschienen; der sey vor den Augen eines Hirtenmädchens spornstreichs auf den See zugesprengt, Mann und Roß alsbald in dessen Tiefe verschwunden und nur der Federhut des Cavaliers sey noch eine Zeit lang oben auf dem Wasser geschwommen.

(Siehe „Sagen aus Baden und der Umgegend.“ Karlsruhe, 1834.)


Das Männlein vom See.
(In alemannischer Mundart.)

Uff de Berge, do isch e See,
Es fahrt nie kei Schiffer druff.
’s goht kei Rueder in sini Welle,



  1. unruhig.
  2. Berge.
  3. Geist, Gespenst.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)