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Tiefe. – Nie ward er wieder gesehen. Hatte ein Krampf ihn erfaßt und im tiefsten Grunde des See’s sein Grab finden lassen, oder haben die Nixen ihn hinabgezogen in ihr schirmendes Reich – Niemand weiß es zu sagen. Eckhart kam zu spät von der Höhe des Berges herab ihm nach, um ihn noch retten zu können, und ihm blieb nur die traurige Pflicht, den alten Aeltern die schreckliche Kunde von dem unglücklichen Ende ihres Sohnes zu bringen.“

Mein Führer hatte kaum diese Geschichte geendet, als wir vor der ersehnten Herberge im Städtchen Kappel-Rodeck anlangten, wo mich Labe und Ruhe die Mühseligkeiten des etwas beschwerlichen Weges bald vergessen ließen.

Hypolit Schreiber.
(Aus Lewald’s „Europa.“ Mit einigen Abkürzungen.)


Die Braut vom Bergsee.

Musik erklingt zum Hochzeitschmauß;
Sie tanzen im erhellten Haus.
Doch draußen trüb im Sternenlicht
Der junge Waidmann zu sich spricht:

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„Ob Manche mir das Herz beklemmt,

Sie thun mir drinnen Alle fremd,
Ob Geig’ und Flöte Alle freut,
Mir hat sie den Verdruß erneut.“

Da kommt zu ihm ein Mägdlein zart,

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Gekleidet nicht nach Landesart.

Wie Silber fließet ihr Gewand,
Wie Gold ihr Haupthaar ohne Band,
Wie sanfte Wellen schwebt ihr Schritt:
„Und willst du nicht zum Tanze mit?“

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So redet sie und blickt dazu,

Dem Stern gleich aus der Himmelsruh’. –

Sie schwelgen in des Tanzes Lust,
Sie schmiegt sich leis an seine Brust,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)