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Den wunderbarsten der Seeen,
Den Mummelsee, doch einmal.

260
Doch nah’ schon den Hornisgrinden

Verlieren sie spurlos den Weg
Die lustigen Kamerädchen,
Da hüpften drei zierliche Mädchen
Herüber vom Tannensteg.

265
Sie grüßen mit schelmischem Kichern:

„Wo wollt ihr denn hin, ihr Gesell’n?“ –
„Zum Mummelsee wollen wir reisen,
Könnt etwa den Weg ihr uns weisen,
Ihr allerliebsten Mamsell’m?“

270
„Ei freilich, mit vielem Vergnügen!

Da braucht ihr mit uns nur zu gehn;
Es führt ja der Zufall gerade
Auch uns zu des Seees Gestade,
Wo unsere Wohnungen stehn.“ –

275
Die Bursche, sie nehmen mit Freuden

So hübsche Geleiterschaft an;
Nun geht’s unter Plaudern und Kosen
Vereint mit den Mädchen, den losen,
Von Halde zu Halde hinan.

280
Die Jüngferchen scheinen nicht spröde;

Verlocket von ihrem Geneck,
Versuchens die Wandrer schon lange,
Zu rauben mit raschem Umfange
Ein Küßchen den Lippen so keck.

285
Doch entschlüpft den umschlingenden Armen

Sind die Dirnchen, behend wie der Aal:
„Wartet nur, das sollt ihr uns büßen!
Meint ihr denn, wir lassen uns küssen
So leicht wie die Mädchen im Thal?“ –

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)