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Nun singt es und springt es und schwingt es und saust,
Daß selber der See nun melodisch erbraußt,
Zu seinem umwirbelnden Kranze.

Die Geister der Nachbarschaft stiegen herbei:

200
Die wüthenden Jäger mit Hurrageschrei,

Die Gnomen, Koboldchen und Zwerge,
Und mischen sich alle im schönsten Verein
Zur lustigen Tafel, zum tanzenden Reih’n,
Es hallen im Echo die Berge.

205
So schallet und hallet die Hochzeit am See, –

Da wird es dem lieblichen Bräutchen so weh,
Sie kann nicht die Landluft ertragen;
„Eins“ rufet die Glocke vom Kirchlein im Thal,
Und über der Geister unendliche Zahl

210
Die Wasser, die braußenden, schlagen.


7.
Der Hirte.

Es sitzt ein Hirtenknab
Am Ufer dort und singt,
Daß in die Fluth hinab
Die süße Stimme dringt.

215
Da steigt die schönste Fee

Im Liliengewand,
Wohl aus dem finstern See
Zum Hirten an das Land.

Sie hat ihn bald berauscht

220
Mit süßem Minnespiel

Und täglich ward getauscht
Der heißen Küsse viel.

Doch pünktlich jedesmal
Versank die holde Fee

225
Beim letzten Abendstrahl

Hinunter in den See.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)