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Es springen die Hunde hinab in die Fluth
Und löschen des Durstes verzehrende Glut.

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Rings lagern die Jäger im Kreise herum,

Es tönt aus der Tiefe das dumpfe Gebrumm.

Hell strahlet der Mond aus den Tannen hervor
Und theilet die Wolken und lüftet den Flor.

Da tauchen mildlächelnde Mädchen empor,

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Aus plätschernden Wellen, aus säuselndem Rohr.


Hoch schwingen sie Kannen mit funkelndem Wein
Und schenken in silberne Becher ihn ein:

„Hier, trinket ihr Herren, wir bringens euch zu!
Süß schmeckt auf der Jagd solch ein Schlückchen in Ruh!“

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Aus trinken die Jäger: „Wir danken gar schön!

Nun gehts wieder frisch über Thäler und Höhn.“

Es peitschet und gellet und billt und kracht,
Es pfeifet und jauchzet und braußt durch die Nacht.

Da tauchen die Nixen zurück in ihr Schloß,

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Und ferne verklinget der wüthende Troß.


5.
Der Knabe vom See.

„Was, im Schilf dort ausgesetzt,
Mag der Kord wohl hegen?
Schaut! ein Knäblein unverletzt
Lacht uns draus entgegen!

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Schwestern, unter Mutterhut

Wollen wir es legen,
Drunten in der kühlen Fluth
Liebevoll sein pflegen.“

Und die Nixen tragen es

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Unter stille Wogen,
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)