„Ja, komm zu mir, in meinen Armen
Sollst du zu neuer Lieb’ erwarmen!“
Und auf dem Wasser sieht er klar
Sie winkt zu süßem Liebesglücke,
Er aber springt entsetzt zurücke:
„Nein, Dir gehört mein Herz allein,
Mein liebes todtes Mägdelein!
Als dir im Wasser untreu werden!“
Der Fischer eilt nach Hause fort;
Gar fromm und stille lebt er dort,
Und harrt geduldig, ohne Klage,
Mummelsee’s Rache.
Glatt ist der See, stumm liegt die Fluth,
So still als ob sie schliefe,
Der Abend ruht wie dunkles Blut
Rings auf der finstern Tiefe;
Flüstern verstohlener Weise:
„Wer schleicht dort aus dem Tannenwald mit scheuem Tritte her?
Was schleppt er in dem Sacke nach so mühsam und so schwer?“ –
„Das ist der rothe Diether, der Wilderer benannt,
Jetzt kommt er, in die Tiefe den Leichnam zu versenken,
Doch unser alte Mummler läßt sich so was nicht schenken.
Der Alte hat gar leisen Schlaf, ihn stört sogar ein Stein,
Den man vielleicht aus Unbedacht ins Wasser wirft hinein;
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)