Die Büßerin Brigitte
In tiefer Klosterhaft.
Des Gatten Schuld zu wenden
Das Gold mit vollen Händen
Den Armen zum Ersatz.
Den Wittwen und den Waisen,
Den Kranken in der Rund,
Thut sich ihr Segen kund;
Die Dörfer kommen alle
Zu knie’n an ihrem Herd,
So ward sie bald mit Schalle
Wohl ist das Schloß zerfallen,
Wohl steht der Thurm verwaist,
Doch ob den öden Hallen
Schwebt noch Brigittens Geist.
Ihr Segen schmückt das Land,
Drum wird die Burg im Gaue
Brigittenschloß genannt.
Ohngefähr eine Stunde von der Stelle, wo sich Türenne’s Denkmal erhebt, zieht sich das Gebirge hinauf ein wildromantisches, aber starkbevölkertes Thal, das Kapplerthal, das von einem kräftigen, kühnbeherzten Menschenschlage bewohnt wird. In dieses Thal schaut von einer Anhöhe das Schloß Rodeck herab, von welchem noch folgende Sage sich erhalten hat.
Zur Zeit des Bauernkrieges hatte auch dieses Schloß seinen eigenen Burggeist, der aber ein gutmüthiger Knirps war und gar nichts übel nahm, außer wenn man über seine Gestalt spottete oder irgend etwas Unrechtes verübte. An der Familie von Rodeck hing er mit aufrichtiger Liebe, und als der Burgherr
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)