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Drauf lichtet er vom Schleier

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Der Pilgerin Gesicht.


Da dröhnt aus Saales Mitte
Ein Schrei, entsetzlich fast:
„Brigitte! weh, Brigitte! –
Wer lud den Tod zu Gast?“

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Des Alten Blick im Reigen

Ins Herz dem Grafen bohrt,
Da bricht sein Mund das Schweigen,
Da schallt sein Donnerwort:

„Heraus, du Mann von Eisen!

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Die droht ein Mönchlein nur!

Nun wird sich’s keck erweisen,
Wem Unrecht wiederfubr.
Laß deine Zornglut lodern!
Die Todten kommen nicht,

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Die Lebenden, sie fordern

Dich, Sünder, vor Gericht.

Die du aus deinem Hause
Verbannt, verstoßen hast,
Sie fand in meiner Klause

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Im fernen Walde Rast;

Der Herr, der Hort der Armen,
Gab ihr ein gut Geleit,
Der Wald hielt voll Erbarmen
Ihr Speis’ und Trank bereit.

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Nun magst dein Schwert du zücken,

Wenns dich entsünd’gen kann!
Es steht vor deinen Blicken
Ein waffenloser Mann;
Reiß’ ab ihm die Kaputze,

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Schau’ ihm ins Aug’ hinein,

Sein Haupt ist, dir zum Trutze
Von Mord und Blutschuld rein!“ –

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)