Der Staufenberger ritt zu seiner Burg geschwinde;
Wie bald entließ der Graf sein lästig Jagdgesinde!
Zur Ruhe sehnt er sich, er war so müd’ geritten;
Er dachte: „Lieb, o Lieb!“ – Da kam sein Lieb geschritten.
Er meint, es wär’ der Mond, da schien die lichte Sonne.
Er sprach: „Du bist so schön, wie könnt’ ich dein vergessen?
Den lockt kein ander Weib, der solch ein Glück besessen!“ –
„So leicht ist Treue nicht, schlau wird man dich umgarnen,
Ich bin kein sterblich Weib, ich bin der Feyen eine,
Mein Reich ist in der Fluth, mein Schloß im tiefen Rheine.
Wir lieben Einmal nur, die Liebe nimmer schwindet,
Der muß gar stäte seyn, der sich mit mir verbindet.
Und Reichthum, Ehre, Macht, dazu ein langes Leben.
Wenn du die Treue brächst, so müßt’ ich ewig klagen,
Du aber siechtest hin und stürbest in drei Tagen.
Du sähst nichts mehr von mir, als diesen Fuß, erscheinen,
Der Staufenberger schwur, ihr stets getreu zu bleiben,
Er schwur dem schönen Weib, sich niemals zu beweiben.
Sie gab ihm hohen Muth und reiches Gut und Ehre,
Und dacht’ er: „Lieb, o Lieb!“ – so stand bei ihm die Hehre.
Wenn er die Lanze schwang, so traf er stets zum Ziele.
Wie hat er oft den Dank aus schöner Hand empfangen!
Des Kaisers Töchterlein ergriff ein süß Verlangen.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)