Dort, als vollbracht die kirchlichen Gebräuche,
Empfängt die Tafel rund im Rittersaal
Den Hof, auch viel der Großen aus dem Reiche,
Horch! Hörnerschall! die Braut, die göttergleiche,
Beut lächelnd ihrem Lieben den Pokal,
Er nimmt ihn, blickt empor – wird wie versteinet,
Weil – an der Wand ein Frauenfuß erscheinet.
Nur er kann sehn den niedlich-schönen Fuß;
Der schwindet nun: Der Ritter faßt sich wieder,
Trinkt rasch und murmelt: „Geh’s denn, wie es muß!“
Man will, da schon die Sonne steigt hernieder,
Doch Staufenberg? – – Man sieht, er kann nicht hehlen,
Daß plötzlich ihn geheime Schauer quälen.
Die Wagen gehn im stolzen Pomp zurücke;
Mit Knechten folgt zu Roß der Bräutigam;
Und birgt nach aller Macht den innern Gram.
Im offnen Feld erscheint die Bogenbrücke,
Und während jetzt der Zug hinüber kam,
Will durch den seichten Fluß vor seinen Knappen
Doch in der Mitte schnaubt das Roß – nicht weiter
Will es voran; nichts helfen Sporn und Hand;
Es bäumt und überschlägt sich mit dem Reiter –
Ha! dieser fällt, der Hengst entspringt an’s Land.
Und überfluthet schon den hoben Strand;
Er rauscht, die Wellen thürmen sich voll Grausen
Hochauf, der Donner hallt und Stürme sausen.
Wie läßt sich laut der Frauen Klage hören!
Ach! die Vermählte bebt in heißen Zähren –
Da sieh! mit einmal weicht der Stürme Wuth;
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)