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Ich sag dir was geschehen muß:
Ich lasse sehen meinen Fuß,

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Den sollen sehen Frau und Mann,

Und sollen sich verwundern dran.

So nun dein Aug den auch ersieht,
So sollst du länger säumen nicht,
Denn es sich immer anders wendt,

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Empfang das heilge Sakrament,

Du weist, daß ich dir Glauben halte,
Auf ewig sind wir nun zerspalten.“

Mit nassem Aug sie zu ihm sprach:
„Herr denket fleißig nach der Sach,

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Ihr dauret mich im Herzen mein,

Daß ich nicht mehr kann bei Euch seyn,
Daß mich nun nimmer sieht ein Mann,
Ich fall in ew’ger Liebe Bann.“

Dem Ritter liefen die Augen über:

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„Soll ich denn nie dich sehen wieder,

So seys geklagt dem höchsten Gott,
Der ende balde meine Noch,
Ach daß ich je zu Ruhm gekommen,
Daß mich ein fürstlich Weib genommen!“

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Sie küßte ihn auf seinen Mund,

Sie weinten beide zu der Stund,
Umfingen einander noch mit Lieb,
Sie drückten zusammen beide Brüst:
„Ach sterben das ist jetzt Euer Gewinn,

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Ich nimmermehr wieder bei Euch bin!“



 VII.
Kein Hochzeit je mit solcher Pracht,
Gehalten ward bis tief in die Nacht,
Viel Lieder und viel Saitenspiel,
Man hörte in dem Schlosse viel,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)