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an zu bellen; einer von den Knechten aber schoß ihm einen Bolzen ins Herz, daß er todt zu Boden stürzte. Alsdann fielen sie alle über Walthern her, warfen ihn nieder, bevor er sein Waidmesser ziehen konnte, und banden ihm die Hände auf den Rücken, nachdem sie ihm das Wamms vom Leibe gerissen hatten. Hierauf steckten sie ihm einen Knebel in den Mund, verbanden ihm die Augen, und führten ihn mit sich fort. Einer von den Knechten besprengte das Wamms mit dem Blute des Hundes, und ließ es am Fuße des Baumes liegen. In diesem Zustande schleppten die Räuber ihren Gefangenen etliche Tage lang umher, Nachts in verborgene Hecken und Felsen ihn versteckend, wo sie ihm Speise und Trank reichten, und sodann wieder mit ihm fortzogen, so daß der Ritter wähnte, daß er in ein fremdes Land hinweggeführt würde. In der vierten Nacht brachten sie ihn auf das Schloß Lützelhardt, warfen ihm einen schmutzigen Kittel um, und legten ihn, mit Ketten beschwert, in einen finstern Thurm. Frau Hedwig erwartete ihren Herrn vergebens mit dem Mittagsmahle, und als er auch die Nacht über wegblieb, sandte sie des folgenden Morgens alle ihre Knechte aus, um ihn zu suchen. Diese fanden seinen Hund und das blutige Wamms nebst dem Waidmesser unter der Eiche, und dachten nicht anders als, ihr Herr sei von Mördern erschlagen und eingescharrt worden. Vergebens suchten sie sein Grab oder seinen Leichnam, und kamen des Abends mit dem Gewehr und dem Kleide traurig nach Hohengeroldseck zurück. Als Frau Hedwig die grauenvolle Nachricht vernahm und das blutige Wamms erblickte, das einer von den Knechten unter seinem Kittel hervorzog, sank sie ohnmächtig nieder und mußte zu Bette getragen werden. Drei Wochen konnte sie das Lager nicht verlassen, und Jedem, der ihren Jammer mit ansah, brach fast das Herz. Ritter Walther war ein eben so guter Herr, als er ein guter Gemahl und Vater war; er wurde von Alt und Jung beweint, und mehrere von seinen Bauern machten sich freiwillig auf, um Kundschaft über ihn einzuziehen; sie kamen aber Alle unverrichteter Sache wieder zurück, und niemand zweifelte mehr an seinem Tode.

Unterdessen lag Herr Walther immer in seinem Gefängnisse auf der Burg Lützelhardt, ohne daß er wußte, wo er

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)