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Darin fand man unten einen Kessel voll Goldstücke und daneben die Schlange todt liegen. Auf einmal war sie weg und an ihrer Stelle stand ein schneeweißer Mann und sprach: „Ich war die Schlange, und das Kind zu meiner Erlösung bestimmt; nun habt ihr das Geld und seid reich, ich aber gehe ein in die ewige Freude.“ – Nach diesen Worten war er verschwunden.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt v. Bernhard Baader in Mone’s Anzeiger für teutsche Vorzeit. Jahrg. 1839.)


St. Landolins Bad.

Aus Schottland kam der Missionair Landolin in diese Gegend. Damals standen blos einige Hütten daselbst und in einer derselben wohnte ein redlicher Mann, Edulf genannt, mit Weib und Kindern. Der gab dem Pilgrim ein Obdach, bis er ausgerastet hatte. Nachdem Landolin ihm dafür mit Ertheilung seines Segens gedankt, zog er weiter hinauf und suchte ein abgelegenes Plätzchen zu seiner Niederlassung. Ein solches fand er in dem friedlichen Waldthale, wo der Lautenbach und die Unditz sich vereinigen und baute sich daselbst eine Klause. Selbst das Wild des umliegenden Forstes schien von der Sanftmuth und Frömmigkeit des Einsiedlers bezaubert, kam oft vertraulich aus seiner Hand zu essen, und rettete sich in seine Hütte, als in die sicherste Freistätte vor den Verfolgungen der Jäger. In geringer Entfernung von der Stelle, wo Landolin wohnte, hatte sich ein Häuptling der Gegend, Namens Gisok, auf den Trümmern eines Römerkastells eine Burg erbaut, deren Reste noch heutzutage die Gisenburg heißen.[1] Ein Jäger Gisoks traf den frommen Mann, als er eben ein Flekchen Feld bei seiner Klause urbar machte und erschlug ihn, theils aus Grimm, daß so vieles Wild sich in dessen Freistätte flüchtete, theils bloß von roher Mordlust getrieben. Da entsprangen aus dem Boden, den das Blut des Märtyrers überströmt hatte, fünf Heilquellen, die jetzt St. Landolins Bad heißen und noch häufig besucht werden. Edulf und die Seinigen ahnten nichts Gutes, als sie so lange Zeit ihren alten Gast nicht mehr im Thale sahen. Sie


  1. Im achten Jahrhundert wurde sie zerstört und die Steine später zum Bau des Klosters Ettenheimmünster verwendet; den Platz, wo das Schloß stand, deckt nun Wald, man nennt aber die Stätte noch jetzt Heidenkeller.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)