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Ihrem freudenvollen Mahnen
Ist ein großes Volk erwacht.
Tief Hinein, in seinen Landen,
Bricht der volle Jubel aus:

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„Tag des Heils, du bist erstanden,

Künd’ ihn laut, o Gotteshaus!“

Und der Liebe Wonnen schlagen
Still des Geistes tiefen Gram:
„Sey gegrüßt, mein himmlisch Tagen,

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Sieh mich nah’n in Dank und Scham!

Schwindet, enge Seelenketten!
Freiheit, ja dein Zauberschlag
Soll der Herzen Höchstes retten!“
Er verschwindet in den Tag.

Georg Rapp.


Spuk und Schatz.

Auf einem Bergacker bei Wolfach geht Nachts ein gespenstiger Priester im Meßgewand um, das Meßbuch unter dem Arme tragend. Einmal erschien er daselbst am hellen Tag einem kleinen Mädchen und winkte ihm, herbei zu kommen; allein das erschrockene Kind ergriff die Flucht.

Die Eigenthümerin dieses Ackers fand einst darauf viele Glasscherben von bunten Farben und steckte einige davon für ihre Kinder zu sich. Als sie dieselben zu Hause hervorholte, fand sie alle in uralte Thaler verwandelt.

Eine andere Frau, welche auf demselben Acker ein Häuflein Landes von besonderem Glanze bemerkt und davon mitgenommen hatte, fand bei ihrer Heimkunft die Blätter in lauter alte Silberthaler verwandelt.

(Mittheilung von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1837. S. 173.)


Der weiße Mann und der Bauer.

An dem Berg, worauf die verfallene Burg Schenkenzell[1] liegt, weideten einst zwei Bauern miteinander ihre Ziegen. Da


  1. Drei Stunden östlich von Wolfach.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_479.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)