Seite:Badisches Sagenbuch 474.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schien ihm kein besseres Glück; geächtet und von Allen verlassen, welcher die Rache des gewaltigen Kaisers fürchteten, mußte sich Ernst mit seinem einzigen, ihm noch treu gebliebenen Freunde und Waffenbruder, dem Grafen Werner von Kyburg, in die Wildnisse des Schwarzwalds flüchten, auf die Burg Falkenstein, in der untern Baar. Durch Auslieferung Werners, in welchem König Konrad den Hauptanstifter des ganzen Aufstandes sah, hätte sich Herzog Ernst noch retten können, aber er gab den königlichen Unterhändlern großherzig zur Antwort: „Eher will ich Alles einbüßen, als meinen Freund verrathen!“ – Als in der Burg Falkenstein endlich die Lebensmittel ausgingen, rafften die beiden Unglücksgefährten Alles zusammen, was ihnen noch anhing und drangen gegen Schwaben vor. Da erschien mit überlegener Macht Graf Mangold von Nellenburg, Schirmherr zu Reichenau, dessen Besitzungen zunächst gefährdet waren. Voll verzweifelten Muthes stürzte sich Ernst an der Spitze seines Häufleins in die Massen des Feindes. Es wurde mit äußerster Erbitterung gefochten; endlich fiel der Herzog, ritterlich bis zum letzten Hauche, hinter einem Walle von Leichen; ihm folgte sein treuer Werner in den Tod; aber auch Graf Mangold blieb auf dem Schlachtfelde – zur Sühne der unglücklichen Waffenbrüder.

(Siehe Joseph Bader’s „Badische Landesgeschichte.“ S. 100. – Zugleich verweisen wir auch auf Uhland’s gediegenes, kernteutsches Drama: „Ernst von Schwaben.“)


Der Schlangenhof im Schappacher Thal.

Im Gute des Bauern dort hinten im Thal,
Da nisten die Schlangen in mächtiger Zahl.

Sie füllen das Haus ihm, den Hof und den Stall
Mit buntem Gewimmel fast überall.

5
Doch thun sie kein Leids, weder Menschen noch Vieh,

Die friedlichen Leutchen gefährden sie nie.

Sie leben vertraulich mit Herr und Gesind,
Sie leihn sich gemüthlich zum Spiele dem Kind.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_474.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)