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verschlungen hatte. Und sie erhoben das Bild von seiner Stelle und brachten es zu ihrer Stadt und bauten eine Kapelle darüber, an dem Platze, wo die jetzige Kirche steht. Die Vertiefung welche den Gotteslästerer verschlang, bezeichnet ein einfaches Kreuz.

(Obige Sage ist von C. Kaiser in seinen „Liedern vom Bodensee“ S. 223. dichterisch bearbeitet.)


Die Schächerkatze.

In jenen Zeiten, wo es fast kein altes Gebäude, keinen Wald noch Feldstrich gab, in dem nicht irgend ein Geist oder Gespenst umgehen sollte, konnt’ es nicht fehlen, daß auch in der guten Stadt Hüfingen allerlei derartige Wesen ihren Spuk trieben. Bei Anbruch der Nacht hätte sich gewiß kein Mädchen mehr auf den sogenannten Graben hinaus gewagt. Denn hier, wo früher das alte Schloß gestanden, machte nächtlicherweil ein großer schwarzer Hund die Runde und ließ sich zuweilen auch auf der dortigen Gartenmauer sitzend sehen. In wohlunterrichteten Kreisen wollte man wissen, er hüte daselbst einen vergrabenen Schatz. Dieser Cerberus ist indessen in neueren Zeiten verschwunden und an seiner Stelle schleicht jetzt, besonders in der Nähe eines alten Kapellchens oder sogenannten „Schächers“, an der Straße zwischen Donaueschingen und Hüfingen, eine ungeheure schwarze Katze umher, die unter dem Namen „die Schächerkatz“ von Jedermänniglich in der Gegend gefürchtet wird. Wahrscheinlich eine Verwandte, oder gar die Großmutter des Teufels, scheint ihr die Aufgabe gestellt zu seyn, die frommen Leute, die dort in der Kapelle ihre Andacht verrichten wollen, davon abzuschrecken und das Bethäuslein in üblen Ruf zu bringen. Manchem Vorübergehenden ist sie schon zwischen die Beine gesprungen und hat ihn zu Falle gebracht; Anderen schwang sie sich auf den Rücken und krallte sich in ihren Halskragen fest; wieder Anderen folgte sie Schritt für Schritt mit gräulichem Miauen, Zischen und Pruhsten eine Strecke nach. Einem Mähder, welcher früh Morgens vor Sonnenaufgang auf der nahgelegenen Mönchswiese mähte, sprang sie mehrmals nacheinander zwischen die Hiebe, ohne von der Sense nur im Geringsten

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_462.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)