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bis zur Kirche und rings um die alte Stadt herum, bis ihm einmal die Stunde der Erlösung schlage.

Und doch ist es eines der ältesten, vornehmsten und beglaubigtsten Gespenster Badens. Der Graf Wernherr von Zimmern nemlich sagt in seiner um 1560 geschriebenen Chronik, einer sehr reichhaltigen Quelle für schwäbische Geschichte, ganz deutlich, Graf Wolfgang von Fürstenberg, der um Mitternacht zwischen den Jahren 1509 und 1510 starb, sey dieses Gespenst. Er habe zwischen Dürrheim und Donaueschingen das sogenannte Weihergut angelegt und dabei des Eigenthums der Donaueschinger Bürger nicht sonderlich geschont, weßwegen er nach dem allgemeinen Glauben der Letztern gespenstweise umgehen müsse. – Betrachten wir die Sage vom Standpunkte der geschichtlichen Kritik, so ist es allerdings auffallend, daß der Volksglaube einem Manne, welchem das Haus Fürstenberg einen großen Theil seiner Herrlichkeit verdankte, welcher, der erste seines Geschlechtes, von Kaiser Maximilian, mit dem Orden des goldenen Vließes geschmückt ward und in seinem Rathe und bei seinen Herren keine unbedeutende Stelle bekleidete, eine solche Rolle zugetheilt hat.[1] – Allein außer seiner ungewöhnlichen Sterbestunde vereinigte sich noch Manches, ein geheimnißvolles Grauen um seine letzten Tage zu verbreiten. Er war im Feldlager von Padua von seiner letzten Krankheit befallen und auf einer „Roßbahre“ in’s Vaterland zurürkgebracht worden und allgemein ging die Sage, die Ursache seines Todes sei das Gift gewesen, welches er in Spanien von der Infantin Isabelle erhalten, welche ihn zugleich mit ihrem Gemahle in einem Anfalle von Eifersucht vergiftet habe. (Vergleiche meine Beilage zum Donaueschinger Gymnasial-Programm. 1845. S. 16–17.)

Die Verbindung seines ruhelosen Wanderns nach dem Tode mit dem Gerüchte von Uebervortheilung seiner Unterthanen läßt sich gleichfalls aus der Geschichte des Ortes Donaueschingen erklären. Eine Schenkung Königs Arnulf, war derselbe schon im 9. Jahrhundert an die mächtige Abtei Reichenau gekommen,[2] von dieser einem gleichnamigen Lehensadel übergeben, aber schon im 14. Jahrhundert durch Kauf und Heirath an die Herren


  1. Eine ähnliche ungerechte Verwandlung in ein Sagengespenst mußte Herzog Berthold V. v. Zähringen sich gefallen lassen. S. „Der versteinerte Herzog,“ S. 358. dieses Bandes.
  2. [459] Jenes Esginga bei Dümge, Reg. Bad. S. 80, ist nicht Riedöschingen, sondern, nach den spätern Verkäufen zu schließen, sicher Donaueschingen. Die auf der verfälschten Urkunde eingetragenen Namen Sontheim und Uffheim sind ebenfalls nicht, wie D. meinte, im Elsaß, sondern Auffen und Sunthausen bei Donaueschingen. Jenes ist jetzt noch der Pfarre incorporirt; dieses hatte Reichenauischen Lehensadel, wie aus dessen Vergabungen zu Allensbach sich schließen läßt.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_458.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)