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Worte mit einem gewöhnlichen Fluch. Doch kaum war das Wort aus seinem Munde, so verlängerte sich die Gestalt des Persönchens um das Doppelte und fuhr, geschwind wie der Wind an dem Pferde (das laut zu wiehern anfing) vorüber bis an den andern Saum des Waldes, in welchem es verschwand. Der Obervogt, obgleich ihn Furcht ergriff, stieg dennoch ab und hob den Handschuh selbst auf, das Pferd, so „tuglich“ selbes sonst war, ließ ihn aber bis Schollach durchaus nicht mehr aufsitzen, obgleich er dies wiederholt versuchte und demselben auf alle mögliche Art schmeichelte.

Nicht selten geschieht es, daß Leute, die Nachts über den Kolmen gehen, sich verirren, obgleich ihnen der Weg sonst wohl bekannt ist. Bald kommen sie nach stundenlangem Umherlaufen wieder auf der nämlichen Stelle an, wo sie vom Wege abkamen, oder sie schlagen eine ganz andere Richtung ein, bald bergaufwärts durch Wald oder thalabwärts durch Brachfeld und Wiesland, oft halbe, ja ganze Nächte sich abmüdend. Gewöhnlich haben sie das Kolmenweibchen zur Begleiterin, das bald näher oder ferner, vor- oder seitwärts wandelt, doch nur von Denjenigen gesehen wird, welche in den sogenannten Frohnfastenwochen geboren sind.

J. A. Rueb.


Das Jungfrauenkirchlein zu Vöhrenbach.

An der Straße von Villingen nach Freiburg und am Bregbache liegt das gewerb- und handelsthätige Städtchen Vöhrenbach, das dem Phönix gleicht, welcher immer wieder aus seiner eigenen Asche ersteht; denn schon viermal (zuletzt im Jahre 1819) hatte es das Unglück, ein Raub der Flammen zu werden, und doch stand es bald wieder und immer schöner aus seiner Asche wieder aus. Unweit davon, an der Villinger Steig, steht eine Kapelle, zu den sieben Jungfrauen, die, vom Sturme der Zeit hart mitgenommen, ehrwürdig zu schauen ist und von dem sich folgende Sage erhalten hat:

Hoch ob dem rauschenden Bache, umgeben von einem weiten Kranze mächtiger Eichen und Linden, stund in grauer Vorzeit ein Ritterschloß, dessen Besitzer, stark und kühn, sonst nie die Lanze schwang, als in den Kämpfen, wo es galt, sein eigenes

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_441.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)