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Laß dich mein jammervolles Beispiel warnen: gehe nach Hause und werde menschlicher, als ich es war!“

Mit diesen Worten verschwand die Erscheinung. Der Graf aber war so vom Schrecken gelähmt, daß er sich nicht von der Stelle zu bewegen vermochte. Erst am Morgen fanden ihn seine Leute dort liegen, allein seine Züge waren so sehr entstellt, daß sie kaum ihn mehr noch erkannten. Sie wollten ihn auf seine Burg tragen, aber er that ihnen seinen unerschütterlichen Entschluß kund, an diesem Orte eine Klause zu bauen, und bis diese fertig seyn würde, einstweilen in einer nahegelegenen Felsenhöhle zu wohnen. Seine bewegliche Habe ließ er unter die Armen vertheilen und alle Zugänge zu seiner Burg vermauern, damit kein menschliches Wesen dieselbe mehr betreten könne, und der Name seines Geschlechtes verschwinde unter den Menschen.

Nach Aloys Schreiber.


Feldsee.

Hat man von dem furchtbar-schönen Todtnauer Thal aus über Brandenberg den Feldberg erstiegen, so zieht sich der Weg eine Zeitlang auf der fast wellenförmigen Hochebene fort bis zu dem östlichen Abhange desselben. Nun erblickt man auf einmal in einer schauerlichen Tiefe von mehr als 2000 Fuß unter sich, jedoch noch in einer Höhe von 2287 Fuß über dem Meeresspiegel, einen schwarzgrauen, kleinen, kreisförmigen See, mit düstern Tannen und Föhren, von welchen viele Stämme, theils vom Blitze verkohlt, theils vom Sturme hiehergeschmettert, umherliegen, begrenzt. Dieser See heißt der Feldsee, ist über 13 Morgen groß, und soll gute Lachsforellen enthalten. Seine schwarze Tintenfarbe, in Verbindung mit der finstern Nadelwaldung und den zerklüfteten Felsenhängen, welche sein Ufer bilden; die tiefe Einsamkeit der Gegend und die schauerliche Stille der Natur, bilden hier eine grausenhaft-schöne Naturscene.

Außer den Naturfreunden, worunter namentlich die Liebhaber der Botanik hier eine schätzbare Ausbeute finden, wendet nur dann und wann ein Bäuerlein in frommer Einfalt und mit scheuem Herzen sich diesen unheimlichen Gestaden zu. Denn –

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_436.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)