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zu würdigen und mit dem gehörigen Namen zu belegen wisse. Ein wandernder Walker, der zu Freiburg gedient hatte, wurde angehalten. Man nahm ihm sein Geld (5 Schillinge Straßburger) und fand unter Anderm noch zehn oder zwölf Steine bei ihm, welche Werner für Saphire, und darum den Gefangenen für einen Kaufmann hielt. Vergebens machte ihm ein Knecht neuerdings Vorstellungen. Werner bricht darüber voll Zorn in die Worte aus: „Schweig, daß dich …, was geht es dich an? verzagter Minner und barmherziger Räuber thun nie gut.“

Selbst das schöne Geschlecht, das doch allerwerts durch seine Milde sich auszeichnet und gewöhnlich mit Erbarmung die Wunden wieder heilt, welche ein schonungsloser Mann schlägt, scheint hier über den Schluchten des Höllenthales seiner Natur untreu geworden zu seyn und sich in der starren wilden Umgebung ganz verloren zu haben. Spähend sah zu jeder Zeit Werners Frau aus den Fenstern umher, und gewahrte sie dann unglückliche Wanderer, rief sie selbst den Ihrigen mit Lust zu: „Sie kommen, sie kommen, laufet abhin!“ Wie hoch steht neben ihr der gemeine Knecht, der ihr einst zu entgegnen wagte: „ich will nicht abhin laufen; soll ich Einem das Seinige nehmen, wozu ich kein Recht habe? Wie wohl gefiel’ es Euch, wenn ich Euch Euern Pelz nähme?“ Und doch vermochte sie es noch, ihm zu erwidern: „er wolle, schein’ es, ein Junker seyn!“

Nebst der Burgfrau besorgten noch besondere Knechte das Geschäft des Ausspähers. Sie sind namentlich in den Verhören aufgeführt: Dietrich Gipper, Hanmann Dietrich, Heintz Keller, der Niggel, der Wenk und Wernli Stock von Breitnau. Bisweilen stand auch einer der Burgherren selbst unter der Veste und angelte; kamen dann Reisende, so blies er in ein Hörnlein und alsbald stürzten die Knechte herbei. Klein-Künlin lief oft drei- und viermal von der Veste herab und war bei sämmtlichen Angriffen.

Auf Stand und Gewerbe wurde keine Rücksicht genommen; wer heran kam und überwältiget werden konnte, zog nur seines Gutes ledig weiter. Zu Rom führten acht Pilger, (wovon drei Geistliche) zwei aus Holland, zwei aus Flandern und vier aus England bittere Klage, wie ihnen 700 Gulden baar bei Falkenstein

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_415.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)