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„Mit Euch heimreiten, das thu’ ich nicht,

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Kann Euch doch nicht erkennen.“ –

„Ich bin der Herr von Falkenstein,
Und thu’ mich selber nennen.“

„Seid Ihr der Herr von Falkenstein,
Derselbe edle Herre,

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So will ich euch bitten um’n Gefang’nen mein,

Den will ich haben zur Ehe.“

„Den Gefangnen mein, den geb ich dir nicht,
Im Thurm muß er vertrauren.
Zu Falkenstein sieht ein tiefer Thurm

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Wohl zwischen zwo hohen Mauren.“ –


„Steht zu Falkenstein ein tiefer Thurm,
Wohl zwischen zwei hohen Mauren,
So will ich an den Mauren stehn,
Und will ihm helfen trauren.“ –

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Sie ging den Thurm wohl um und wieder um:

„Feinslieb, bist du darinnen?
Und wenn ich dich nicht sehen kann,
So komm ich von meinen Sinnen.“

Sie ging den Thurm wohl um und wieder um,

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Den Thurm wollt sie aufschließen:

„Und wenn die Nacht ein Jahr lang wär;
Keine Stund thät mich verdrießen!

„Ei dürft ich scharfe Messer tragen,
Wie unsers Herrn sein Knechte,

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Ich thät mit’m Herrn von Falkenstein,

Um meinen Herzliebsten fechten!“

„Mit einer Jungfrau fecht ich nicht,
Dann wär mit immer ein Schande!
Ich will dir deinen Gefangnen geben;

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Zieh mit ihm aus dem Lande!“ –
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_408.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)