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Freiburg und klopfte freventlich an; da redete der Bürgermeister mit ihm, was er wolle? er wisse doch, daß ihm die Stadt verboten wäre. Jener antwortete, es wäre darum, daß er die frommen Herren von Freiburg warne, denn ihr Leib und Gut wäre verrathen und verkauft auf diese Nacht. Und bat den Bürgermeister, daß er ihn hereinlassen möge, er wolle ihm dann Alles entdecken. Da nahm ihn der Bürgermeister gefangen und meinte, er gehe nicht mit rechten Dingen um; aber der arme Mann sagte ihm sicheren Grund. Kommt mit mir zu St. Johannes-Thor, da sitzt Einer unter einer Weide und hat die Schlüssel zum Thor, und wenn man ihm das Wahrzeichen gibt, so öffnet er: so ist auch die Brücke bei dem obern Thor mit Dung belegt und steht ein Wagen darauf, dieselbe soll auch von den Feinden gebraucht werden. – Da sie nun an die Orte kamen und die Sachen fanden, wie er gesagt hatte, ließ der Bürgermeister an die Glocke schlagen, sammelte die Gemeinde auf dem Kirchhofe, besetzte die Thore und die Straßen außerhalb zu dem Schloß, und redete den Bürgern zu, sich ihres Leides und Gutes tapfer zu schirmen. Das geschah zwischen zwölf und ein Uhr in der Nacht. Da war indessen Graf Egon mit den Seinigen so nahe zur Stadt gekommen, daß sie die Glocke hörten; dadurch aufmerksam gemacht, frug er, „was dieß für ein Geläute wäre?“ Ihm erwiederte man: „es ist die Wartglocke;“ als er aber aufmerksamer hörte und das Geläute erkannte, rief er entsetzt aus: „O weh, heute Herr zu Freiburg und nimmermehr!“ Nichts desto weniger rückten sie fort mit dem Zuge gegen die Stadt; aber da sie merkten, daß sie ihren Willen nicht ausführen konnten und auch in das Schloß nicht kommen mochten, kehrten sie wieder von dannen und verbrannten den Mönchshof, der zu dieser Zeit mit vier Priestern von Thennenbach besetzt war, und gleich vor dem Mönchsthore lag.“[1]

Die Sage erweitert diese Erzählung noch dadurch, daß sie beifügt, der Anzeiger hätte die Verräther und den Grafen in der Schenke zu Lehen, wo er unbemerkt hinter dem Ofen gelegen, belauscht; auch sei der Thurmwächter mit in den Verrath


  1. Jetzt steht eine Cichorienfabrik an jener Stelle, die aber auch noch häufig im gemeinen Leben den Namen des Thennenbacher Hofes fortführt.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Karlsruhe: Kreuzbauer und Kasper, 1846, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_378.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)