Wie schlingt sich freudig das Gestein,
So strahlet herrlich, hell und rein,
Das teutsche Leben wieder.
Und strebt herauf durch Drang und Zeit,
Muß himmelan sich ringen,
Und läßt sich nicht bezwingen.
Die Massen schwinden, staunend blickt
Der Wanderer nach oben,
Er folgt dem Meister hochentzückt,
Das ist der teutsche Geist! So fliegt
Er über Nacht und Schatten;
So hat er, was ihn hemmt, besiegt,
Und wirket ohn’ Ermatten.
In dem, was er geboren,
Und weiß von keiner Aenderung,
Und bleibet unverloren.
¹) Der Baumeister des Freiburger Münsters ist bisher unbekannt geblieben; allein er mag in seinem großen Schüler, in Meister Erwin von Steinbach, verehrt werden, denn dieser arbeitete als Jüngling in der Steinmetzenhütte zu Freiburg, wurde dort in die Geheimnisse der Kunst eingeweiht und entwickelte dabei in seiner Seele wohl den Keim zu einem eigenen Werke, welches er nachmals zu Straßburg so bewunderungswürdig ausgeführt hat.
Der Anfang der Erbauung dieses herrlichen Denkmals läßt sich mit ziemlicher Gewißheit in die Tage Herzog Conrad’s von Zähringen, (1122–1152) setzen, der auch gewiß sehr viel zur Beförderung dieses Unternehmens beitrug, da es vorzugsweise seinem Namen zugeschrieben wird. Wie weit aber in den Jahren seiner Regierung dieser Bau gediehen, ist jetzt nicht mehr zu bestimmen. Zwar will die Sage das Münster unter seiner Regierung angefangen und vollendet wissen, erzählt auch noch Manches von ungeheuern Gerüsten, die weit über die Stadt
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Karlsruhe: Kreuzbauer und Kasper, 1846, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_365.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)