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war, unnd man jn zu tisch bracht dem Herren, unnd er jn sach vor jm stehen, so fiel ein solcher großer schreck unnd furcht in den Herren, das er darumb große rew unnd leidt umb die sünde die er volbracht hatt, überkam, unnd ließ für solche sünde zwey Clöster bawen mit namen das ein zu St. Ruprecht, unnd das ander zu St. Petter auf dem Schwartzwaldt, darmit das im Gott der Herr die groß tyranney unnd sünd die er begangen hatt, verzeihen unnd vergeben solt, unnd Barmhertzigkeitt erzeigen, darmit er nicht pein leiden müst.

(Siehe den Anhang zu Jacob’s von Königshoven „Elsassische Chronicke“: „Freyburgische Chronicke,“ S. 44 u. 45. Die hier erzählte Scene vor dem Auftischen des gebratenen Knaben ist der Romanze „Der versteinerte Herzog“ – Siehe S. 358 – eingeflochten worden; unter diesem ist aber, laut andern Sagen, nicht jener Berthold I., welcher Zähringen gründete, sondern Berthold V. gemeint.)


Zähringen’s Ursprung.

Komm’ in den kühlen Wald mit mir: im grünen Dämmerlichte
Entroll’ ich deiner Wißbegier Zähringen’s Urgeschichte;
Die hohen Tannen hier im Kreis, sie neigen sich mit Rauschen,
Die Sage, die nicht Jeder weiß, dem Sänger abzulauschen.

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Einst schaffte hier mit heißem Fleiß ein Köhler an der Stelle,

Doch ward ihm auch dafür sein Fleiß zu einer Segensquelle;
Bald war der Meiler aufgebaut, mit Erde wohl bedecket,
Wie knisterte die Glut so laut im Innersten verstecket!

Als nun der Köhler wiederkam, die Kohlen abzuholen,

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Und sorglich weg die Hülle nahm, was funkelt durch die Kohlen?

Er sieht, und traut den Augen kaum: geschmolzen und gediegen,
Viel Klumpen Goldes rings im Raum des Aschenhaufens liegen.

Und von demselben Orte holt er sich nun immer Erde,
Sobald das Holz sich hat verkohlt liegt unten Gold im Herde;

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Er findet, daß der ganze Platz viel Adern noch enthalte,

Und sammelt bald sich einen Schatz in einer Felsenspalte. –

Krieg war im Land zu selber Zeit; mit Jammer und mit Klagen
Flog rings die Kunde weit und breit, der Kaiser sey geschlagen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_353.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)