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Bett desselben aus gegossenem Glase, ganz nach des Fräuleins Verlangen, endlich glücklich zu Stande brachte.

Auf Dieses schenkte die geschmeichelte Gräfin ihm wirklich ihre Hand; die Hochzeit ward im Schloß und ganzen Ort auf’s Ueppigste gefeiert und endlich der Uebermuth dabei so groß, daß die Gäste das Weiche im Weißbrod herausschnitten und in den hohlen Krusten, als wären es Schuhe, herumtanzten. Während dessen ging der Pfarrer mit dem Hochwürdigsten am Schlosse vorüber zu einem Kranken in der Nachbarschaft und der voranwandelnde Meßner schellte dabei nach üblicher Weise. Da wollten zwar Einige mit dem Tanz einhalten und niederknieen, aber die Gräfin rief ihnen zu: „Was fragt ihr nach der Schelle! Jede meiner Kühe hat auch eine solche am Halse!“ – und nun ging es auf’s Neue fort mit Spielen, Lärmen und Tanzen.

Auf dem obersten Thalhof bei dem Kranken, der ein frommer christlicher alter Mann war, angekommen, versah ihn der Pfarrer mit den heiligen Sakramenten und entfernte sich darauf wieder in Begleitung des Meßners. Nicht lange darnach schickte der Alte seinen sechzehnjährigen Sohn, welcher allein bei ihm war, an das Fenster, um nachzusehen, ob am Himmel keine Wolke sey? Die Antwort lautete, es komme ein Wölkchen, doch nicht größer als ein Hut, über dem Schwarzenberg. Noch zweimal mußte der Sohn nach der Wolke schauen; das erste Mal hinterbrachte derselbe, sie sey bereits so groß wie eine Badwanne, und das zweite Mal, jetzt habe sie die Größe eines Scheuerthores. Da befahl ihm sein Vater, ihn geschwind auf den Luserberg zu tragen, so wie auch ihre besten Habseligkeiten hinauf zu flüchten, denn Gottes Gericht breche jetzt über das Thal herein.

Nachdem sie oben auf dem Berge angelangt waren, setzten sie sich nieder und sahen zu, wie das kohlschwarze Gewitter, welches sich inzwischen über dem Thale zusammengezogen hatte, nun mit schrecklichen Blitzen und Donnerschlägen und einem ungeheuren Wolkenbruche sich entlud. Alle Gebäude im ganzen Thale, die Kirche und den obersten Hof, der dem Kranken gehörte, ausgenommen, wurden vom Wasser weggerissen, sämmtliche Bergwerke zerstört und von der ganzen Einwohnerschaft nur der alte Mann mit seinem Sohne, und ein kleines Kind am

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_350.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)