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ansehen und hab’ einen dummen Streich gemacht, eine verstockte Bettlerin zum Weib zu nehmen. Geh’ du denn hin, leg’ deine schlechten Kleider an, und mach’ dich fort aus meinen Augen!“ – Das war nun vollends bös und teuflich; aber Demuth seufzte in der argen Pein: „Herr, mein Gott, verlaß mich nicht!“ und zog ihr Simonswälder-Röcklein an, und nahm ihr dürftig Bündel unter’n Arm und trat verstoßen aus dem Hause, ohne zu wissen, wohin?

Da kam die leichtfertige Hurrle auf sie zu und verhöhnte sie, und sagte: „Der Krug geht so lang zum Wasser bis er bricht. Scheinheiligkeit und ein böses End’ haben neben einander feil! So geht’s, wenn man meint, man habe den Kurfürsten zum Vetter und alle andere Leut’ seyen nichts als Staub und Unrath. – (Ich sags manierlich, was die Hurrle ganz unflätig hervorgebracht hat.) Wahr ist’s nun einmal, fuhr sie fort: Ihr Mann ist schlecht durch und durch; und möchte ich ihn nicht mit der Zang’ anrühren, und Sie ist dumm, daß Sie alles das so leidet, denn wofür haben wir die Obrigkeit? Potz Sappermost! wenn mir’s der Meinige so machte, den Scandal sollte Sie sehen! Das war’ ein Fressele für’s Amt! Die Schreiber sammt dem gnädigen Herrn sollten dem Florian zu Leib gehen, daß er Blut schwitzte, und ich wollt’ ihn plagen, den Strick, daß er’s Nerven-, Gallen- und Schleimfieber zumal bekäme, Mordio! Aber Ihr geschieht’s recht, daß Sie sich nicht regt und rührt. Das ist die Straf von Gott! (Die Lästermäuler schwätzen immer vom lieben Gott, wenn sie einen Advokaten für ihre Bosheit brauchen!) Warum hat Sie auch Ihren Herzliebsten einer Andern wegfischen müssen? Potz tausig! hat Sie gemeint, es wär’ sonst keine auf der Welt, als justement nur Sie? Prosit die Mahlzeit! Geh’ Sie jetzt nur hin und probir’ Sie’s noch einmal! Sie hat Zeit und Ursach dazu. Aber gelt? Sie wird’s jetzo bleiben lassen? Ihre rothen Backen, wo sind sie? Ihr goldiges Haar, fällt’s Ihr nicht aus vor lauter Sorgen? Wo ist Ihr feines Wachsthum? Ihr speckfettes Hälsle, Ihre runden Händle und Füßle, wo sind sie hingekommen? Sie fischt Keinen mehr weg, dafür hab’ ich ausgesorgt. Aber – im Ernst – ich thät’s nicht leiden. Schrei’ Sie Zeter in allen Gassen, und ich will mit Ihr halten, nicht wegen Ihrer, denn

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_332.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)