die Arbeiter viele römische Silbermünzen und Gefäße. Auf Befehl der Wittwe wurden dieselben zusammengeschmolzen und eine silberne Glocke daraus gegossen, welche in der Kapelle aufgehängt wurde, aber nur in der Christnacht geläutet werden durfte.
Während eines Krieges näherten sich die Feinde auch der Burg Lichteneck; da wurde von deren Bewohnern die Glocke in den tiefen Schloßbrunnen versenkt, damit sie nicht geraubt werden möchte. Aber der Feind zerstörte die Burg und verschüttete den Brunnen. Seitdem hört man noch jetzt in jeder Christnacht die Glocke aus der Tiefe herauf klingen.
Wie schaut Burg Lichteneck stolz in den Breisgau hin!
Dort war einst eine Frau mit christlich frommem Sinn.
Sie wollte bauen lassen sich eine schön’ Kapell’,
Zum heil’gen Gottesdienste an der geweihten Stell’.
Blitzt ihnen was entgegen mit glänzend hellem Schein.
Man trägt das blanke Silber wohl in der Herrin Haus –
Da läßt sie eine Glocke sich gießen fein daraus.
Die Glocke tönt so helle, wie keine andre mag –
Der Feind kam in das Land; die Noth war groß und scharf;
Die Glocke, sie zu retten, man in den Brunnen warf.
Im Burghof in dem Brunnen, verfallen, schwarz und tief;
Die Silberglocke wohl schon viel hundert Jahre schlief.
Da hört man aus dem Brunnen den hellen Glockenschlag.
Das Volk ist in der Kirche, und betet dort und singt,
Herauf aus dunkler Tiefe ein fromm Geläute dringt.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_314.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)