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Ein Engel löst bei’m Morgenschein

Den Geist vom Band der Glieder.
Und wie zur Mess’ die Mönche nah’n,
Erblicken sie, wie Buß’ gethan
Wolfdieterich der Alte.

C. O. Müller.

*) Die zwei Dichtungen Hug- und Wolfdieterich, die mit Otnit, dem großen Rosengarten und der Zwergsage vom König Laurin in das Heldenbuch gehören, sind verwandt und sollen den Dietrich von Bern verherrlichen. Hug Dieterich, König von Konstantinopel, hat sich die von ihrem königl. Vater in einen Thurm gesperrte Hildgard zur Gemahlin erwählt und ist in einer Verkleidung zu ihr gedrungen. Beider Sohn wird im Walde ausgesetzt und von Wölfen ernährt, daher sein Name Wolfdieterich. Obwohl von seinem Vater anerkannt, versagen ihn doch nach dessen Tode seine Brüder und er muß mit seinen Vasallen in ein festes Schloß weichen. Die rauhe Else, welche ihn liebt, befreit ihn durch Zauberkunst. Nach langem Umherirren und Kämpfen wird sie seine Gemahlin, ihm dann geraubt, allein wieder von ihm gewonnen. Er besiegt Otnit, macht einen Kreuzzug, und wirbt, nachdem Otnit erschlagen ist, um dessen Wittwe Siderat. Sie gibt ihm auf, gegen die Drachen zu ziehen. Der alte Drache reißt ihn zwar in seine Höhle, doch tödtet er hier die Drachen, vermählt sich mit Siderat, zieht nach Konstantinopel, überwindet seine Brüder und befreit seine Vasallen. Er wird dann Kaiser von Rom, übergibt seinem Sohne, der Hugdieterich heißt, das Reich, und geht nach Siderats Tode in ein Kloster, wo er, nachdem in dieser Sage berichteten Kampfe mit den Geistern aller von ihm erschlagenen Feinde, sein Leben beschließt. Vergl. Nodnagel’s „Fünf Bücher teutscher Sagen.“ etc.

Das „Universallexikon von Baden“ IA gibt, Seite 223, Burkheim als den Ort an, wo dieser Held Buße gethan und erwähnt auch des dortigen „Hexenthurmes“, worin sieben Weiber, welche im Juni 1616 zu Burkheim als Hexen verbrannt wurden, gefangen saßen.


Die Silberglocke.

Bei dem Dorfe Hecklingen sieht man auf einem Hügel die Ruinen der Burg Lichteneck. Dort oben wohnte einst eine fromme Ritterswittwe, die nahe dabei, auf einer Stelle, wo in alten Zeiten ein heidnischer Tempel gestanden, eine Kapelle bauen ließ. Bei Legung der Grundmauern entdeckten

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_313.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)