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Doch mahnt der weißen Locken Fluth,

Der Weltlust zu entsagen.
Drum macht den letzten Ritt er nun:
Im Klosterport will Buße thun
Wolfdieterich der Alte.

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Die Mönche hören sein Begehr

Und nah’n von allen Seiten,
Sie holen Fahn’ und Meßbuch her,
Zur Kirch’ ihn zu geleiten.
Sie beten und sie singen schon;

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Mit Unmuth sieht’s der Heldensohn

Wolfdieterich der Alte.

„Es wollte Niemand bei mir seyn,
Als ich beging die Sünden,
Vergebung hoff’ ich auch allein

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Durch mich bei Gott zu finden.“

So spricht und treibt sie all hinaus
Und schließt das hohe Gotteshaus
Wolfdieterich der Alte.

Und betend bis um Mitternacht

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Harrt er vor dem Altare,

Und lehnt im Chor sich wohlbedacht
Drauf an die Todtenbahre;
Dann zieht sein Schwert, beschwört zur Stund’
Der Feinde Geister aus dem Grund

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Wolfdieterich der Alte.


„Wohlauf zum Kampf!“ so ruft der Held,
Wild wie in jungen Tagen;
Die Mann für Mann er einst gefällt,
Will er zugleich jetzt schlagen.

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Da saust das Heldenschwert um ihn,

Die Geister bringet selbst zum Fliehn
Wolfdieterich der Alte.

Und als vom Feind die Stelle rein,
Streckt müd der Held sich nieder;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_312.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)