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Dies einzige habt ihr begriffen?
– Sie schiffen fort, es spotten Stimmen;
O könnten nicht die Nachen schwimmen,

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Ihr lägt schon längst im tiefsten Grund!


„Doch sieh! der Fluß wird fast zu enge,
Es reiht sich Kahn an Kahn im Rhein;
Dann drüben eine Menschenmenge,
Dann Reisige dahinten drein –

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Was soll zur Nachtzeit dies Gepränge?

Die Zahl von Männern und von Rossen?
Was soll sie, die mit Schweiß begossen,
Und was der grelle Fackelschein?

„Bist du’s mit deinen Siegsstandarten,

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Mein Bruder Stephan? o so fleug!

Und meine wackeren Lombarden,
Erscheint ihr, o so sputet euch!
Hierher zu diesem schlechtbewahrten
Gefängniß! Brecht die morschen Thüren!

95
Hier steigt herauf! – Doch wie? sie rühren

Sich nicht, und ruhig hält ihr Zeug?

„Vor ihrem Drängen, ihrem Reiten,
Wird die Almende rings zu schmal.
Sie schließen einen Kreis, sie streiten;

100
Dann wieder Stille auf einmal.

Nun werden sie zum Theiding schreiten,
Denn rings legt sich des Volkes Murren;
Es springt von den beschrotnen Gurren
Manch Reiter klirrend ab zu Thal.

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„Sie brauchen lange; doch nun dringet

Ein „Tod“ und „Ab!“ zu meinem Ohr;
Ein Wort noch, das der Wind verschlinget –
Drauf recken sie die Hand empor,
Und plötzlich nah’n, mit Eil beschwinget,

110
Acht Männer diesen finstern Händeln

Und ziehen unter rothen Mänteln
Acht nakte Schwerter lang hervor.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_309.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)