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den Freund römischer und teutscher Alterthümer ist hier ein reiches, noch nicht gehörig benütztes Feld.

(Siehe Schreiber’s: „Führer für Reisende durch das Großherzogthum Baden.“ Carlsruhe, 1828.)


Zwei Männer treten besonders aus der Geschichte Breisachs hervor, in deren Schicksal diese Stadt eng verflochten war: der burgundische Landvogt von Hagenbach und der Herzog Bernhard von Weimar. Ueber Jenen siehe die folgenden, ihn betreffenden Artikel. Ein schöneres Erinnerungsbild ist das des Herzogs Bernhard, dieses edlen Helden des dreißigjährigen Krieges. Er hatte den Plan gefaßt, das ganze obere Rheinthal zwischen dem Schwarzwalde und den Vogesen zu erobern und sich ein eigenes Fürstenthum zu gründen, dessen Hauptstadt Breisach werden sollte. Seine Unternehmungen versprachen auch wirklich einen glücklichen Erfolg, aber unerbittlich ereilte ihn der Tod mitten in diesen großen Entwürfen und er starb, wie man behauptet, an genossenem Gifte, in der Nachbarschaft von Breisach, zu Neuenburg.

(Vergleiche Jos. Bader’s: „Freiburg und seine Umgebungen.“ Freiburg, 1838. Herder. S. 81)


Peter von Hagenbachs Ende.[1]

Während der König von Frankreich und die Schweizer die Burgundische Herrschaft am Rheine untergruben, brachte Peter von Hagenbach, der Statthalter des Herzogs Karl von Burgund, durch seine Gewaltthaten die Oesterreichischen Unterthanen zur Verzweiflung. Da er nach dem zwischen Siegismund und den Eidgenossen abgeschlossenen Vertrage von der Schweiz her am meisten zu befürchten hatte, setzte er sich mit einem tüchtigen Kriegshaufen in Breisach und befestigte diese Stadt. In der heiligen Charwoche, da das fromme Volk unter andächtigen Gebeten die Leidenszeit unseres Heilandes beging, kam der leichtsinnige Landvogt mit Truppen und Fähnlein, mit Trommeln und Pfeifen, dahergezogen und wollte da schwelgerische Tafel und Spiel halten, wo Alles in trauriger Feierlichkeit zur Kirche sich verfügte. Kaum war er in die Stadt gekommen, als er sogleich den Stadtrath mit Leuten seines Sinnes besetzte und den Bürgern, welche Gott um Befreiung anflehten, gebot, ihre Waffen abzulegen und an dem Festungsbau mit zu arbeiten. Die Ausübung dieser Bedrückungen unterbrach


  1. [306] Nicht nur den Chronikschreibern seiner Zeit bot dieser grausame Landvogt reichen Stoff, sondern auch die Poesie hat sich seiner bemächtigt und in verschiedenen Dichtarten, den Mitlebenden und der Nachwelt, sein Treiben und seine Schicksale überliefert.
    Ein ziemlich weitumfassendes episches Gedicht, welches diesen Mann zu seinem Helden macht, befindet sich in einer Papierhandschrift in Folio von 156 Blättern, ohne Titel, – den Schriftzügen nach aus dem sechzehnten Jahrhundert, – auf dem Generallandes-Archive zu Stuttgart. Auf der Decke des Einbandes innerhalb ist zu lesen:

    Peter von Hagenbach
    Thäte der Stadt Breisach
    Große Schmach und Herzeleyd;
    Hat weder Befelch noch Bescheyd,
    Bezahlt’s zuletzt mit seinem Haubt,
    Im Jahr 1474, das glaubt.“

    Der Verfasser des Gedichtes nennt sich nirgends, ist daher unbekannt. Doch scheint er, seiner genauen Detailkenntniß aller Vorgänge und Oertlichkeiten nach zu urtheilen, ganz in der Nähe des Schauplatzes gelebt zu haben und ein Oberelsäßer gewesen zu seyn.

    Einen ausführlichen Bericht über dies Gedicht gibt der hochverdiente Forscher Dr. Heinrich Schreiber in Freiburg in seinem „Taschenbuch für Geschichte und Alterthum,“ (IV. Jahrgang S. 316 u. ff.) zugleich in Kürze den Inhalt eines jeden der 148 Gesänge mittheilend.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_303.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)