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der Brunnen stand, ein dumpfes Tosen und ein Geroll, wie unterirdischer Donner. Erschrocken fuhr er auf und lauschte mit hörbar klopfendem Herzen. Nicht lange, so ging das Getöse in ein furchtbares Krachen über; Boden, Wand und Decke seiner Stube fingen an zu wanken – er stürzt auf die Kniee, er will Hülfe schreien, will beten, aber die entsetzliche Angst schnürt ihm die Kehle zu – plötzlich schmettert ein Schlag, als berste das Gewölbe des Himmels auseinander, die Erde spaltet sich und Haus und Geizhals verschlingt der Abgrund in ewige Nacht.

Das Brünnlein wurde freilich wieder aus seiner Verschüttung befreit und neu gefaßt, seit jener Zeit aber sprudelt es, wie oben erwähnt, nur dann in reichlicher Fülle, wenn eine Theurung oder ein Mißjahr bevorsteht.

A. Schzlr.


Das Brautbrünnlein,
oder:
Hochmuth kommt zu Fall.
(Erzählung nach der Volkssage.)

Drei Tage noch, und die reiche Braut des jungen Freiherrn von Sponeck sollte in dessen Burg einziehen. Zwölf Edelknechte, prächtig gewappnet, zogen hinüber nach Landeck[1], um am bestimmten Tage das Fräulein Brigitte ihrem künftigen Gemahl entgegen zu geleiten. Auf Landeck herrschte fröhliches Leben. Die Burgfrau ließ es an nichts fehlen, den Ehrentag ihrer Tochter auf’s Glänzendste zu begehen. Volksspiele wechselten mit Gelagen, an denen Alt und Jung der Umgegend Theil nehmen durften. Mit stolzen Blicken übersah die jugendliche Braut die fröhliche Menge.

„Du wirst die Leute gewiß verwöhnen, Mutter, mit deiner Freigebigkeit; es ist nicht gut, ihnen das Joch vom Halse zu nehmen.“

„Ei Kind, sey nicht so hart gesinnt, am Tage, der dir


  1. Schloß, eine Stunde von Emmendingen
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_284.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)