Bescheiden blick’ ich auf nach ihrem Ruhme,
Der selbst Jahrtausenden nicht unterlag,
Doch dort auch sproßt mir nicht die zarte Blume,
Die nur auf niederm Beete blühen mag.
Sind arm an liebeschaffender Natur!
Sie können nur das Aug’ zur Ferne tragen,
Und steif und nackt bleibt ewig ihre Flur.
Doch deine Höhen streben gleich dem Dome
Erquickend mit der Lüfte lindem Strome
Des Wandrers Auge, Herzen, Mund und Ohr.
Hat wilder Flammen Wuth Vulkan’ gestillet,
Erstarrt zu hartem Stein der Lava Glut,
Mit raschem Feuerstrom ein edles Blut;
Süß fließt es nun durch grüne Rebenranken,
Und löst das Räthsel deines Daseyns auf,
Ob du’s Vulkan, ob du’s Neptun zu danken,
Welch ein entzückendes Gedicht zu lesen
Von deinem Gipfel, wenn im Purpurstrahl
Die Sonne tauchet hinter die Vogesen,
Von Abendglocken tönet Thal für Thal!
An deine wonnevollen Hügel schmiegt; –
O wie dann auf zu deinem Lobgesange
Des Dichters Herz in deinen Himmel flieht!
*) Das Gebirg hat ohngefähr zehn Stunden im Umfange, zwei im Durchschnitte und vier in die Länge. In der letztern Richtung bietet es fast nur Fußpfade. Es steht ganz isolirt, außer Zusammenhang mit einer andern Gebirgskette. Der Hauptstock erhebt sich ohngefähr eine Stunde vom Rhein, während seine Vorhügel das Ufer des Flußes bilden. Auf mehreren Punkten des Kaiserstuhls sind vulkanische Spuren sichtbar, unter andern findet man daselbst ein sehe poröses, schwarzgraues Gestein deßgleichen auch bei andern Vulkanen angetroffen wird, den sog. Mandelstein.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_274.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)