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Zartes siehst du Rauhes mildern,
Blüthenglanz im Fels zerstreut,

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Allwärts bei des Lebens Bildern

Bilder der Vergänglichkeit.

Tief des Römerbades Trümmer,
Wo im Thal der Heilquell floß;
Hoch im reinsten Aetherschimmer

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Ein zerfall’nes Ritterschloß.

Blumenreiche Wiesen grünen,
Wo der Adler Roms geglänzt,
Und der teutschen Burg Ruinen
Voll Gesang ein Hain umkränzt.

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Hinter segensreichen Auen,

Hell durchströmt vom stolzen Rhein,
Sind im Ferngedüft zu schauen
Bläulicher Vogesen Reih’n.
Holde Landschaft! Wunderselig

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Wall’ in deinen Thälern ich;

Manches Bild erblich allmählig,
Stets verklärt das deine sich!

v. Wessenberg.


Die Römerbäder zu Badenweiler.[1]

Mit Wehmuth schaut euch Jeder,
Der pilgernd euch genaht,
Ihr alten Römerbäder
Die längst die Zeit zertrat.

5
Wohl schlieft ihr unterm Thale

Den tausendjähr’gen Schlaf,
Bis jüngst auf eure Maale
Des Bauern Pflugschaar traf.

Die Gemmen, längst zerschlagen,

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Der Bider seltner Kranz,

  1. [270] Als in dem letzten Viertel des verflossenen Jahrhunderts der Markgraf Karl Friedrich in den reizenden Thalgegenden der Vorberge des Schwarzwaldes sich ein Lusthaus erbauen wollte, lockte ihn vor allen die herrliche Lage auf die Höhen hinter Müllheim, und er beschloß, diesen [271] Punkt zu wählen. In dem schmalen Wiesenthälchen erhebt sich der Vorsprung, auf dem so malerisch das Dorf Badenweiler liegt, rückwärts an den hohen Blauen gelehnt, der mit den anstoßenden Bergen einen Waldigen Kessel bildet. Auf der Spitze des Vorsprunges ruhen bis Trümmer der alten Burg Baden, ernst hinausblickend in die lachenden Gefilde des Rheinthals. Schon die ersten Nachgrabungen für die neuen Bauten führten sogleich auf Trümmer, in welchen der Forscher die versunkene Römerherrlichkeit erkannte. Des Fürsten Sorgfalt unterstützte die weiteren Untersuchungen und in kurzer Zeit war die ganze Ruine offen zu Tage gelegt und Veranstaltung getroffen, sie vor weiterem Verfall zu schützen und den Forschungen der Gelehrten zugänglich zu machen. Eine vollständige, mit einer in diesen Gegenden ungewöhnlichen Pracht erbaute römische Badeanstalt war nun mit all’ ihrem Reichthum dem Grabe wieder entstiegen.
    (Vergleiche Max v. Ring’s „Malerische Ansichten der Ritterburgen Teutschlands.“ 2. Heft.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)