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daher der Name des allmählig dort entstandenen Dorfes. Am merkwürdigsten ist es aber durch den nach ihm benannten „Eichener See,“ der nur eine Viertelstunde östlich vom Dorf entfernt, 1434 Fuß über dem Meere liegt und über 7 Morgen Flächenraum hat. Er ist theils von Wald, theils von Ackerfeld umgeben, ohne sichtbaren Zufluß von Wasser. Seine Farbe ist blaugraulich; die Haupteigenschaft dieses Sees ist aber, daß er sich in gewissen Perioden abwechselnd füllt und wieder ganz verliert. Mehrere Jahre hindurch steht er wasserleer, so daß sein Bett dann benützt wird, um Feldfrüchte darin zu pflanzen. Er steht unleugbar mit unterirdischen Höhlen, wahrscheinlich mit denen von Hasel in Verbindung, denn er füllte sich auch zur nämlichen Zeit, als in den Jahren 1799 und 1800 mehrere Erdeinbrüche zu Hasel vorfielen, fünfmal so mächtig an und schwoll so hoch empor, daß er auf der Seite nach Eichen hin auszubrechen drohte. Wirklich geht auch im Volke die Sage, daß er, einer alten Prophezeihung zu Folge, einst sein Bett durchbrechen, und die Vorstadt von Schopfheim unter Wasser setzen werde. Gewöhnlich füllt er sich nach langem Regenwetter, wenn die unterirdischen Höhlen voll Wasser sind. Ist sein Becken wieder trocken, so erblickt man darin weder Löcher noch Rißspalten. Seit mehreren Jahren aber war er nicht mehr mit Wasser angefüllt und scheint es auch nicht mehr werden zu wollen.

(Vergleiche darüber die Artikel in Kolbs und in Hahns Lexikon von Baden.)


Der Eichener See.
(Erzählung nach einer Volkssage.)

Außerhalb der verschütteten Gräben und Mauern der ehemaligen Veste Schopfen (jetzt Schopfheim) erheben sich uralte Linden, in deren Schatten die Kinder einen angemessenen Tummelplatz fanden, und worunter auch die Erwachsenen an schönen Abenden oder Sonntagen sich zu geselligen Spielen vereinigten.

Ein milder Septembertag war vorüber, das Geräusch der Geschäfte verstummt, und eine ruhige Stille lag über dem Thal. Durch die Zweige der hohen Linden flüsterte ein leiser Hauch,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)