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Gladen, und der sehnt en Eber mit bluetige Wunde,

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Göhnt em still usweg. Es isch der Egerten-Uehli.

Sehnt der nüt, sen isch ers nit. I ha nen no nie gseh.

Aber wer wird jez mit Zuespruch ’s Vreneli tröste?
Groß isch ’s Leid just nit, und siebe Woche no Pfingste
Rüeft me ’s wieder us. Mit wem? Der werdet nit froge.

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Grüseli het der Vater gmacht, und gschworen: „I lid’s nit!

So ne vertlaufene Burst mit miner liibliche Tochter,
Mit mi’m Fleisch und Bluet? I führ di selber ins Zuchthus.“
Aber was ischs gsi? – Es isch die einzige Tochter,
Und isch Frau für ihns, und mag er rothen und warne,

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Muß ers ebe lo gscheh, – doch hets em nümmen ins Hus dörft,

Hets au nümme bitrette, bis no Micheli sie Vater
Z’Wil dur d’Wiese rittet, er het e Wage voll Wi chauft.
Groß isch’s Wasser gsi, und finster, wo sie derdur sin,
Und chunnt usem Weg, und ’s tribt en oben und abe

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Bis er abem Choli fallt und nümmen ans G’stad chunnt.

An der Schore-Bruck dört hen sie ’n mornderigs gfunde.

Aber jez zieht üser Paar im Friede go Schopfe
Und nimmt B’sitz vo Hus und Guet; der Friedli wird Burger,
Füehrt si ordelig uf, er cha guet lesen und schribe, –

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Helfis Gott! – und stigt nootno zu Würden und Ehre.

Wer wird Chilche-Lueger, und wer wird Weibel, und wer stoht
Bald am Rothhus-Fenster und lächlet güetig, wenn öbbe
Mittem Huet in der Hand e Langenauer verbei goht?
Isch’s nit mi Her Frider mit siner lockige Stirne? –

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Nei, wie machts, und nei, wie schüttets, loset doch numme,

Fangt’s nit vornen a? – Z’letzt sage d’Burger: „Der Hügli
Cha jo nit Gschriebes lese, wie chaner denn Statthalter blibe?
’s wär für Ihn, Her Frieder, und Er mueß d’Burger regiere.
Er isch e brave Ma, in alle Stücke biwandert,

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Und Si Frau, Statthalters Bluet, mit Tugend bihaftet,

Isch die gueti Stund, und gscheit, no gscheiter as Er schier.
Säger nit lang Nei, ’s nuzt nüt, mer lön is nit b’richte.“
„Nu, se sagi Jo, ’s regiere chunnt mit nit suur a.“
Dreimal chlöpft der Hurlibaus – nei loset wie’s schüttet,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)