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verdünnen, nicht zu ferne. Wie ein Silberfaden schlängelt sich die Wiese über den bunten Teppich des Thales hin, Namen und Ruf und reiche Nahrungssäfte ihm bietend und stürmisch entgegen schwellend dem prachtvollen Strome, an dessen Ufern der römische Kaiser Probus (reg. 267–282 n. Chr.), siegreich gegen die Teutschen am Rheine, wie gegen deren Stammgenossen – die Perser, durch seine Legionen die ersten Reben pflanzte. Einer der mächtigsten Dynasten im (vormals bekanntlich den schwäbischen Landen zugehörenden) Breisgau war im eilften Jahrhundert der Freiherr von Rötteln, von dessen Geschlecht die Geschichte wenig Kunde gibt. Einer dieses Geschlechts, Dietrich von Rötteln (Rötelein)[1] verwaltete das Schirmamt über die diesseitigen Güter der Kirche St. Alban zu Basel; sein Name vererbte sich, nach der Sitte der damaligen Zeit, bis in’s vierte und fünfte Geschlecht; das ganze Geschlecht aber erlosch schon dritthalbhundert Jahre nach ihm.[2] Nach der Theilung der badischen Lande kam Rötteln unter Markgraf Ernst an die jüngere, oder (wie sie später auch hieß) die protestantische Linie (Baden-Durlach) im Jahr 1535. Unter Ernsts Sohne, Karl II., wurde 1556 die lutherische Confession durch Basler Theologen, insbesondere durch den gelehrten Dr. Sulzer, in der Röttler Herrschaft und der obern Landesgegend eingeführt. Mehrere badische Markgrafen, unter andern der aus dem dreißigjährigen Kriege bekannte Georg Friedrich, wohnten auf dem Schlosse, auch liegen mehrere derselben in der Rötteler Kirche begraben. Ueber das Alter dieser Kirche, geschmückt mit den Rötteln’schen, Badenweilerschen und Badischen Wappen, gibt es keine documentirte Gewißheit. Das Schloß Rötteln war häufig kriegerischen Anfällen ausgesetzt. Sogar die Basler, und diese zuerst, belagerten es 1333, jedoch erfolglos: wie denn die eisernen Waffen Basels bis auf die neueste Zeit herab fast immer unterlegen sind. Im 30jährigen Kriege, wie schon vorher im Bauernkriege, hatte Rötteln viele Drangsale zu überstehen. Im Orleans’schen Successionskrieg ward es nebst den Schlössern zu Badenweiler und Sausenburg von den Franzosen 1678


  1. Der Name kommt vom „rothen Leuen“ den er im Wappen führte.
  2. Siehe J. Bader’s „Badische Landesgeschichte“ S. 109.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_198.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)