Seite:Badisches Sagenbuch 181.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
150
Hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi Fraue,

Heren und Heregsind, und d’Freud isch z’Röttle deheim gsi.
Aber jez isch Alles still. Undenkliche Zite
Brenne keine Liechter in sine verissene Stube,
Flackeret kei Füür uf siner versunkene Füürstet;

155
Geht kei Chrueg in Cheller, kei Zuber aben an Brunne.

Wildi Tube niste dört uf mosige Bäume. –
Lueg, dört ehnen isch Mulberg, und do im Schatte verborge
’s Föhris Hüsli und am Berg dört d’Höllstemer Chilche.
Steine lömmer liegen und fahre duren in d’Matte,

160
Guete Weg isch au nit um, und weidle chasch laufe.

Wenn’s nit nidsi gieng, i weiß nit, öbbi der noch käm.
Unter Steine chunnsch mit dine bewegliche Schritte
Wieder über d’Stroß. Jez wandle mer füren in’s Rebland
Neben Hanigen aben und neben an Hagen und Röttle.

165
Lueg mer e wenig ufe, wer sieht dört oben am Fenster

In sim neue Chäppli, mit sine fründligen Auge?
Neig di fin, zeig wie, und sag: „Gott grüßich, Her Pfarrer!“
Jez goths Thuemrige zue, jez witer in d’Lörecher Matte.
Siehsch das ordelig Städli mit sine Fenstern und Gieble,

170
Und die Basler Here dört uf der staubige Stroße,

Wie sie riten und fahren? Und siehsch dört ’s Stettener Wirthshus?
Worum wirsch so still und magsch nit dure go luege?
Gell, de siehsch sel heilig Chrütz vo witem und trausch nit,
Möchtisch lieber z’ruck, as fürsi! Laß der nit gruse!

175
’s währt nit lang, so stöhn mer frei uf schwitzrischem Bode.


Aber wie de gohsch vom Bergwerch abe go Schopfe,
Bis an Stetten abe uf diner steinige Landstroß,
Bald am linke Bord, bald wieder ehnen am rechte
Zwischenem Faschinat, wirsch allewil größer und schöner,

180
Freudiger allewil und schaffig, was me cha sage.

Wo di liebligen Othem weiht, wie färbt si der Rase
Grüener rechts und links, wie stöhn mit chräftige Triebe
Neui Chrüter uf, wie prangen in höhere Farbe
Bluemen ohne Zahl! De Summervögle thuet d’Wahl weh.

185
Wechslet nit der Chlee mit goldene Chettene Blueme,
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)