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auf die Leute gemacht habe, daß sie ihn um Vergebung angefleht hätten und Christen geworden seyen. Man kann nach so langer Zeit freilich nicht mehr wissen, was an solchen Sagen eigentlich Wahres ist; aber das ist gewiß, daß Fridolin durch das Wort des Evangeliums, wie durch seinen frommen Wandel, die wilden Bewohner an sanftere Sitten gewöhnt hat, und das ist viel bewunderungswürdiger, als eine so wunderbare Ingenieurarbeit, wie die Legende ihm zuschreibt. Fridolin baute eine Kirche des heil. Hilarius und dabei ein doppeltes Manns- und Frauenkloster, welches zwar Anfangs sehr ärmlich war, bald aber durch große Schenkungen von adeligen Familien, besonders vom Lande Glarus, sehr bereichert wurde. Von diesem Kloster aus geschah von nun an das Meiste zur Verbreitung des Christenthums und zur Errichtung christlicher Pfarreien. Man darf nämlich nicht vergessen, daß Fridolin nicht lange nach der Zülpicher Schlacht in das Land der Allemannen kam, und also noch keine Christengemeinde vorfand. Eine Menge von Kirchen und Gemeinden verdanken dem Fridolinskloster in Säckingen ihren Ursprung; so fast alle Hilarius- und Fridolinskirchen, z. B. in Bollschweil, Ebnat, Dauchingen, Fürstenberg, Haidenhofen, Zell im Wiesenthal und viele andere. Fridolin starb im hohen Alter, wahrscheinlich um’s Jahr 550. Sein Andenken ist unter dem Landvolke jener Gegend in großem Segen geblieben; denn er hat reiche Saaten christlicher Bildung ausgestreut, und noch lange nach ihm hat seine Stiftung in diesem Sinne fortgewirkt.

Z. R.
(Vergleiche damit: „Das Leben des heiligen Fridolin“ in Mone’s „Quellensammlung der Badischen Geschichte.“ Erstes Heft.)


Fridolin.

In des Markwalds dunkeln Schatten
Steigt ein Eiland aus dem Rhein,
Wo sich schwarze Tannen bücken
Ueber kahles Felsgestein.

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Einst mit seinen Kindern hauste

Walter hier, ein edler Mann,
Treulich hing er noch den Göttern
Seiner Heimatberge an.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_164.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)